Verschiedene Spritzen und Bücher liegen auf einem blauen Tuch

24. Juni 1853 - Todestag des Mediziners Charles Gabriel Pravaz

Stand: 24.06.2018, 00:00 Uhr

Als der französische Orthopäde Charles Gabriel Pravaz am 24. Juni 1853 stirbt, gehört zu seinem Erbe das Patent für die erste moderne Injektionsspritze. Konstruiert hat der Tüftler den Kolben mit einer Hohlnadel und einem spitzen Stutzen gut zehn Jahre zuvor, um einige Patienten in seinem orthopädischen Spital zu behandeln.

Diese leiden unter Ausweitungen der Arterien in der Körperoberfläche, sogenannten arteriellen Aneurysmata. Eine Lösung aus Eisenchlorid soll die Ausbuchtungen unschädlich machen. "Dafür hat er eben eine Spritze gebraucht", erklärt Marion Ruisinger, Direktorin des medizinhistorischen Museums Ingolstadt.

Charles Gabriel Pravaz, Mediziner (Todestag 24.06.1868)

WDR 2 Stichtag 24.06.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 21.06.2028 WDR 2


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Aufwendiges Verfahren

Pravaz Injektionsspritzen sind zunächst ein teures Kleinod aus Silber und einem stumpfen, feinen Röhrchen als Kanüle. In dieses Röhrchen platziert der Arzt eine spitze Windung, womit die Haut zuerst durchstochen und dann entfernt wird. Dann erst kann man spritzen, allerdings noch anders als heute üblich.

"Man hat nicht einfach nur gedrückt, sondern man hat geschraubt, weil diese Spritze über ein Gewinde verfügt hat", beschreibt Ruisinger das schwierige Prozedere. Aufwendig und wahrscheinlich auch unangenehm für den Patienten - aber immerhin wirksam.

Der Anfang der sterilen Injektionen

Noch im 18. Jahrhundert hatten Injektionen und Transfusionen unter einem denkbar schlechten Ruf gelitten. "Weil man damals nichts von Sterilität wusste und man damit Infektionen setzen konnte", sagt Medizinhistorikerin Ruisinger. Zudem sei nicht klar gewesen, welche Lösungen gefährlich seien und welche nicht.

Erst die Pravaz-Spritze und ähnliche zeitgleich entwickelte Prototypen erleichtern Mitte des 19. Jahrhunderts die sauberen Injektionen. Zugleich fördert die Entdeckung von Morphium als Betäubungsmittel den Aufschwung. Ob Krimkrieg 1853 oder amerikanischer Bürgerkrieg 1861: Dank der Injektionsspritzen können Ärzte die Qualen der Verwundeten wirksam lindern.

Das Jahrhundert der Injektionen

Den nächsten großen Schub verdankt die Spritzentechnik dem Penicillin, das in den 1940er Jahren weltweit - nun im Glaskolben - zum Einsatz kommt und schwere Infektionskrankheiten heilen kann. Mit der 1956 patentierten Einwegspritze aus Kunststoff werden Injektionen endgültig zum weltweiten Massenphänomen.

Impfung, Blutabnahme, Medikamentengabe oder Schmerzbehandlung – der Stich in die Vene, den Muskel oder unter die Haut ist heute allgegenwärtig. Die WHO schätzt, dass jährlich rund 16 Milliarden Injektionen durchgeführt werden. Zum Teil allerdings unter schlimmen hygienischen Bedingungen, weil Einwegmodelle mehrfach benutzt werden. Ein neuer Spritzentyp, der sich nach der Anwendung zerstört, soll künftig den Missbrauch verhindern.

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