"'Nicht nach Jordanien hinauslehnen' - so witzelte man noch bis vor Kurzem in dem kleinen Land mit der langen Grenze", berichtet die UFA-Wochenschau Ende Mai 1967. "Heute ist die fast 1.000 Kilometer lange Nahtstelle zwischen Israel und seinen verfeindeten arabischen Nachbarn mehr als zuvor ein Brennpunkt, an dem sich die weltpolitischen Kontraste stoßen."
Der jüdische Staat wird 1948 durch den späteren Ministerpräsidenten Ben Gurion ausgerufen. Die arabischen Nachbarländer greifen daraufhin Israel an - und verlieren den Krieg. Hunderttausende Palästinenser flüchten oder werden vertrieben.
Nasser provoziert
Kaum 20 Jahre später spitzt sich die Situation erneut zu. Von der Sowjetunion aufgerüstet gibt sich Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser im Frühjahr 1967 kämpferisch: "Packt Eure Koffer, bevor wir Euch den Krieg bringen. Wenn Israel uns mit Krieg droht, werden wir antworten, löst ihn doch aus."
Als Nasser den Ausgang des Roten Meeres für israelische Schiffe sperrt, ist das für die Israelis ein Kriegsgrund. Am 5. Juni 1967 überrumpelt Israels Verteidigungsminister Moshe Dayan die arabischen Armeen mit einem Präventivschlag. Sein strategisches Ziel: Das schmale Land zwischen Jordan und Mittelmeer verbreitern, um es besser verteidigen zu können.
Zugang zur Klagemauer
Zunächst zerstören die Israelis Ägyptens Luftwaffe, dann besetzen sie die Wüste Sinai, das westliche Jordanien und Teile Syriens. Nach 47 Stunden kontrollieren sie ganz Jerusalem. Der Ostteil der Heiligen Stadt war seit 1948 von Jordanien besetzt - und damit der Tempelberg. Dort aber befindet sich am Fuße von Felsendom und Aqsa-Moschee ein Symbol des jüdischen Staates: die Klagemauer.
Am fünften Tag erobern die Israelis die strategisch wichtigen Golanhöhen von Syrien. Am sechsten Tag, dem 10. Juni 1967, ist der Krieg entschieden. "Die Israelis verloren nur 680 Mann", meldet die UFA-Wochenschau drei Tage später. "Die Zahl der Toten auf arabischer Seite geht in die Tausende."
Teilrückgabe eroberter Gebiete
Eine Revanche kommt sechs Jahre später: 1973, am höchsten israelischen Feiertag Yom Kippur, schlagen Ägypten und Syrien überraschend zurück. Israel steht am Rand einer Niederlage, gewinnt aber schließlich doch - dank amerikanischer Waffen. Ministerpräsidentin Golda Meir übernimmt die Verantwortung und tritt 1974 zurück.
Das führt zu einem Umdenken. Israel gibt den Sinai zurück, schließt mit Ägypten und Jordanien Frieden. Der Gazastreifen wird 2005 geräumt. Die syrischen Golanhöhen aber behält Israel aus strategischen Gründen.
Situation der Palästinenser ungeklärt
Ungelöst ist die Zukunft des im Sechs-Tage-Krieg eroberten Westjordanlandes, das - zusammen mit dem Gazastreifen - zu den seit 1994 auf dem Papier existierenden Palästinensischen Autonomiegebieten zählt. Israel hat die volle Kontrolle über deren Außengrenzen. Im ganzen Westjordanland gibt es außerdem jüdische Siedlungen. Die Palästinenser haben bis heute keinen Staat, der selbstständig überleben kann.
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