Todestag des Regisseurs Peter Zadek

30. Juli 2009 - Peter Zadek stirbt in Hamburg

Stand: 30.07.2019, 00:00 Uhr

"Jeder Mensch lebt in einem abgesteckten Raum", sagt Regisseur Peter Zadek. "Das Theater gibt einem die Möglichkeit über das Spiel, diese Grenzen zu erweitern." Für ihn ist die Bühne ein Freiraum für Leidenschaft und Exzesse. Für all die Gefühle, die im Alltag von Erwachsenen gewöhnlich keinen Platz haben.

Zadek entlockt sie seinen Schauspielern und dem Publikum. Er reißt es zu Begeisterung hin, provoziert aber auch manchen Theaterskandal.

Peter Zadek, Theatermacher (Todestag 30.07.2009)

WDR 2 Stichtag 30.07.2019 04:10 Min. Verfügbar bis 27.07.2029 WDR 2


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Außenseiter mit Gabe

Zadek hat eine besondere Gabe: "Er hat Schauspieler dazu gebracht, statt sich zu verstellen, sich zu enthüllen", sagt der Schauspieler Gert Voss. Das verstört einige Zuschauer. Die Abgründe der Figuren verunsichern sie.

Zadek selbst ist geprägt von der Erfahrung, ein Außenseiter zu sein. Er wird am 19. Mai 1926 in Berlin als Sohn jüdischer Eltern geboren und wächst behütet auf - bis zur Emigration 1933 nach Großbritannien.

Karriere beginnt in England

Obwohl er 25 Jahre in England gelebt habe, sagt Zadek, "habe ich mich da nie wohlgefühlt". 1944 steht er in Oxford in einer Nebenrolle in Shakespeares "Maß für Maß" erstmals auf einer Bühne - gemeinsam mit dem späteren Hollywood-Star Richard Burton.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lässt er sich in London zum Regisseur ausbilden. Doch in England bleibt er weitgehend erfolglos. 1958 erhält er die Einladung, in Köln das absurde Stück "Kapitän Barda" von Jean Vauthier zu inszenieren.

Ulm, Bremen, Bochum

Zadek lässt die Ehefrau der Titelfigur 300 Mal hintereinander nach einem nicht vorhandenen Ausgang fragen. Die Aufregung unter den Zuschauern ist groß. Bei seinen Kollegen hingegen kommt das gut an: 1960 wird Zadek fest ans Ulmer Theater engagiert.

Zwei Jahre später wechselt er nach Bremen und entwickelt mit den noch unbekannten Schauspielern wie Hannelore Hoger, Judy Winter und Bruno Ganz den wilden "Bremer Stil". 1972 wird Zadek Generalintendant des Bochumer Schauspielhauses.

Nackte "Lulu"

Doch nach drei Jahren hat er die Aufgabe satt. Er will lieber wieder selbst Theater machen. Dennoch übernimmt Zadek 1985 noch einmal eine Intendanz am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.

Dort legt er 1988 mit "Lulu" und einer nackten Susanne Lothar in der Titelrolle ein ebenfalls provokantes Meisterwerk vor. 1992 wird er Ko-Direktor am Berliner Ensemble, um Ost- und Westschauspieler "zu verheiraten".

Am Ende seines Lebens will Zadek seinen Jugendtraum erfüllen, eine Theatergruppe gründen und mit ihr durch die Lande ziehen. Doch dazu kommt es nicht: Er stirbt am 30. Juli 2009 in Hamburg.

Programmtipps:

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. Juli 2019 ebenfalls an Peter Zadek. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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