Public Relations? Im Deutschland der 50er-Jahre ist das noch ein Fremdwort. Das ändert sich, als Baron Fritz Huschke von Hanstein bei Porsche anfängt. 1951 engagiert ihn der junge Autobauer als Rennfahrer. Ein Jahr später übernimmt er die Leitung des Rennteams und die PR-Arbeit für den Stuttgarter Konzern. Als talentierter Fahrer und eloquenter Adeliger verknüpft Hanstein beides gekonnt.
"Er schaffte es, die wenigen Autos, die Porsche damals baute, an seine Bekannten aus der Adelswelt zu verkaufen", erinnert sich Hansteins Mitarbeiterin Evi Butz an seinen Plan, der Marke eine gewisse Aura zu verleihen. "Jeder Besuch eines Fürsten, Grafen oder Sportstars wurde auf Film festgehalten und der Presse zur Verfügung gestellt." Er lädt Journalisten zu Rennen in Amerika oder zu Partys in sein Haus ein, das er oft als Hotel für Fahrer, Stars und Pressevertreter nutzt. Das PR-Konzept: Nähe schaffen, um Kritik zu vermeiden.
Siege im SS-Rennwagen
Zur PR-Arbeit gehört aber auch, Unangenehmes zu verschweigen. Hanstein redet selten über seine Zeit bei der SS. 1938 wird er Deutscher Bergmeister, 1940 Gesamtsieger beim Rennklassiker Mille Miglia - jeweils in einem mit SS-Runen verzierten Wagen. Die Nazis nutzen seine Erfolge zur Propaganda, sich selbst bezeichnet Hanstein als unpolitisch. Sein einziges Ziel: Rennen fahren.
Am 3. Januar 1911 als Sohn eines preußischen Offiziers in Halle an der Saale geboren wird Hanstein militärisch-streng erzogen. Er lernt Landwirtschaft, studiert Jura und verbringt einige Zeit in England. Er kommt rum und möchte Diplomat werden. Doch seine eigentliche Leidenschaft gehört dem Motorsport.
Verkaufszahlen steigen rasant
Bei Porsche macht er diese zum Beruf - mit Erfolg. Er versteht als einer der ersten, Autorennen zu PR-Zwecken zu nutzen. "Win on Sunday, sell on Monday" lautet das Motto auch ganz im Sinne seines Chefs Ferry Porsche. Der lehnt Reklame ab, möchte stattdessen die Autos für sich sprechen lassen. Das tun sie auf den Rennstrecken. Während Hansteins Zeit erringt das Team 16.559 Siege und 259 nationale wie internationale Meisterschaften. Die Porsche-Verkaufszahlen verzehnfachen sich.
1968 verlässt er Porsche. Der neue Technikchef Ferdinand Piëch forciert den Abgang des Barons. Menschlich kommen beide nicht gut miteinander aus, so heißt es.
Hanstein bleibt der Branche aber treu: Er wird Präsident des Automobilclubs von Deutschland (AvD) und Vize beim Internationalen Automobilsportverband (FIA). Bis zu seinem Tod 1996 wirbt er mit seiner Popularität immer wieder für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Januar 2021 ebenfalls an den Geburtstag von Huschke von Hanstein. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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