Wolfgang Graf Berghe von Trips mit Helm im Ferrari sitzend

Stichtag

10. September 1961 - Wolfgang Graf Berghe von Trips stirbt in Monza

Schloss Hemmersbach im niederrheinischen Horrem; es regnet. Die Straßen des heute zu Kerpen gehörenden Ortes sind an jenem 14. September 1961 von trauernden Menschen gesäumt. Eskortiert von Rennfahrern, darunter Weltmeister Phil Hill, Joakim Bonnier und Hans Herrmann, rollt ein Sarg auf einem grünen Ferrari Cabrio an ihnen vorüber.

Zu Grabe gefahren wird der Hausherr von Schloss Hemmersbach, Wolfgang Alexander Reichsgraf Berghe von Trips, Deutschlands erfolgreichster Formel-1-Pilot. 1961 schien sein größtes Jahr zu werden. Nur ein Sieg noch und der Spross aus uraltem Adel hätte als erster deutscher Weltmeister Formel-1-Geschichte geschrieben. Stattdessen geht sein tödlicher Unfall am 10. September 1961 beim Großen Preis von Italien als die "schwarze Stunde der Formel 1" in die Annalen des Autorennsports ein.

Karriere als "Count Crash"

Nach Kriegsende steht der 1928 in Köln geborene und in der Hitlerjugend aufgewachsene Grafensohn vor den Trümmern einer als glücklich empfundenen Jugendzeit. Neue Idole findet Berghe von Trips im Automobilsport, für den ihn sein Vater schon früh begeistert hat. Neben einem Landwirtschaftsstudium - schließlich soll er einmal das elterliche Gut in Horrem übernehmen - beweist Wolfgang in ersten Rennen sein Talent. 1954 gewinnt er die Deutsche Sportwagenmeisterschaft, wird vom legendären Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer entdeckt und als Werksfahrer engagiert.

Doch Mercedes steigt noch im gleichen Jahr aus der Formel 1 aus. Der risikofreudige Wolfgang Graf Berghe von Trips, von Kollegen wegen einiger Unfälle inzwischen "Count Crash" getauft, wechselt zu Ferrari und gibt 1957 beim Grand Prix von Argentinien sein Debüt in der höchsten Rennklasse. Zwei Rennen später gewinnt er als Dritter in Monza seine ersten WM-Punkte. Nach einem Zwischenspiel für den Porsche-Rennstall und weiteren, glimpflich verlaufenden Unfällen, kehrt Deutschlands neues Sportidol zu Ferrari zurück. Die Saison 1960 beendet er mit einem beachtlichen siebten WM-Rang.

Das Erbe des Grafen aus Kerpen

1961 fährt Berghe von Trips im Ferrari 156 von Beginn an in der Erfolgsspur. Als erster Deutscher gewinnt er in Zandvoort einen Formel-1-Lauf und geht am 10. September als WM-Führender in Monza an den Start. In der zweiten Runde touchiert Berghe von Trips bei 230 km/h den Lotus von Jim Clark. Wie ein Torpedo schießt sein Ferrari die Böschung hinauf, durchbricht einen dünnen Zaun und schleudert durch die Zuschauer. Wolfgang Berghe von Trips wird aus dem Wagen katapultiert und bricht sich das Genick. Er ist sofort tot, mit ihm sterben 15 Zuschauer, 60 weitere erleiden zum Teil schwere Verletzungen.

Am Ende der Formel-1-Saison wird der Graf aus Kerpen posthum zum Vizeweltmeister 1961 erklärt. Noch im Jahr vor seinem Tod hatte Berghe von Trips als Erster Gokarts aus den USA nach Deutschland gebracht und in Horrem den Bau einer Kartbahn eingeleitet. Mitte der 60er-Jahre drehen dort Michael und Ralf Schumacher, Nick Heidfeld und Heinz-Harald Frentzen ihre ersten Rennrunden.

Stand: 10.09.2011

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