Als Industriedesigner ist Richard Arbib seiner Zeit voraus. Vor allem im Bereich des Automobilentwurfs, aber auch mit Booten, Staubsaugern oder Coverillustrationen von Sciencefictionmagazinen macht er sich ab 1950 einen Namen. Rund fünf Jahre später tritt die Hamilton Watch Company mit dem Auftrag an ihn heran, die erste Armbanduhr mit Batteriebetrieb zu entwerfen. Arbib macht zahlreiche Entwürfe, von denen später etliche umgesetzt werden. Ein dreieckiger, asymetrisch geschwungener Entwurf erhält den Zuschlag.
Am 3. Januar 1957 kommt auf der Grundlage eines "Electric" genannten Prototypen die "Hamilton Ventura" als erste elektrische Armbanduhr auf den Markt. Sie schlägt ein wie eine Bombe – und das trotz ihres mit 200 US-Dollar für damalige Verhältnisse recht stolzen Preises. Vor allem wegen des ungewöhnlichen Designs, aber auch wegen der lautlosen Technik steht die Uhrenwelt Kopf.
Auf Hawaii und in der Twilight Zone
Wegen ihres futuristischen Designs ist die Hamilton Ventura vor allem auch unter Filmemachern und Schauspielern beliebt. Der US-amerikanische Autor und Produzent Rod Serling zeigt sein eigenes Exemplar in den 50er und 60er Jahren häufiger in den Anfangssequenzen der Mystery-Fernsehserie "Twilight Zone". Zum Star wird die Uhr aber durch den erklärten Uhren-Fan Elvis Presley. Er trägt seine Venutra während seiner Militärzeit in Deutschland, aber auch 1961 im Film "Blue Hawaii", wo sie einmal sogar leinwandfüllend in einer Großaufnahme zu sehen ist. Seitdem macht die Ventura als "Elvis-Uhr" werbewirksam Schlagzeilen.
In den 60er Jahren schenkt Elvis die Ventura einigen seiner Freunde. An Heiligabend 1965 ersteht er während einer Shoppingtour bei einem Juwelier in Memphis ein Exemplar mit schwarzem Ziffernblatt, das bis zu seinem Tod 1977 in seinem Besitz verbleibt. 1999 wird die Uhr auf Graceland versteigert und befindet sich heute mitsamt der Originalrechnung in der Museumssammlung der Hamilton Watch Company.
"Ein Stück Elvis"
Zunächst kommt die Hamilton Ventura immer wieder zum Hersteller zurück: Die Technik, eine Batterie in ein derart kleines Gehäuse zu integrieren, ist damals noch nicht ausgereift. Aber Elvis als Werbeträger lässt die Uhr trotzdem international zur begehrten Zeit-Ikone werden. 1964 wird die Produktion der Ventura eingestellt, 1988 bringt Hamilton eine dem Zeitgeschmack angepasste Neuauflage heraus. Sie wird bis heute hergestellt.
Für Elvis-Imitatoren wie Oliver Steinhoff aus Dortmund gehört trotzdem das Original ans Handgelenk: "Es ist ein Stück Elvis, um authentisch zu sein."
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