Nils Politt auf der 19. Etappe der Tour de France 2023

Radsport - Kölner "Giraffe" freut sich auf einen der Besten

Stand: 15.01.2024, 10:29 Uhr

Er ist einer der weltbesten "Tempobolzer" im Radsport. Nils Politt hat das Team gewechselt - bei der Tour de France wird der Kölner als "Edelhelfer" im Rampenlicht stehen.

Den 8. Juli 2021 wird Nils Politt niemals vergessen. "Ich krieg immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke", sagt der 29-Jährige. Damals fuhr er im Trikot des deutschen Teams Bora-hansgrohe die Tour de France - und der Kölner holte zum großen Schlag aus. Wagte einen Ausreißversuch aus dem großen Fahrerfeld und brachte am Ende des Tages mit einem unwiderstehlichen Solo seinen Triumph in trockene Tücher: Etappensieg in Nimes, dem Zielort an diesem Nachmittag.

"Ich bin Etappensieger der Tour de France, das wird für immer in meinen Palmares verwewigt sein", ist sich der gebürtige Kölner der Radsport-Adelung bewusst. "Es macht mich stolz - ein anderer Mensch bin ich deshalb aber nicht geworden", sagt er.

Bodenständig und loyal zum Team

Politt ist ein bodenständiger Typ - und ein herausragender Teamplayer und Tempobolzer im Radsport-Zirkus. All diese Merkmale haben ihn zu einem beliebten Teil der Profiszene gemacht. Und dass er sowohl ein potenzieller Etappen-Siegfahrer wie auch ein exzellenter Edelhelfer für große Kapitäne ist, hat ihm nun noch einmal zu einem großen Vertrag verholfen. Seit Anfang des Jahres fährt Politt nach drei Jahren Bora-hansgrohe für United Arab Emirates (UAE) - es ist das Team des zweimaligen Tour-de-France-Siegers Tadej Pogacar.

"Es ist eine Ehre für mich, für ein solches Megatalent des Radsports fahren zu dürfen", sagt Politt. Er wird das in einer sehr wichtigen Rolle im Sommer beim Jahres-Höhepunkt tun: Politt ist schon jetzt zum festen Bestandteil des UAE-Tourteams sortiert worden. "Ich denke, wir haben eine super Mannschaft zusammen. Unser Ziel wird ganz klar der Toursieg sein", sagt die "Giraffe", wie Politt im Radsportzirkus genannt wird.

Teil der Köner "Tier-Trainingsgruppe"

Nils Politt zusammen mit Rick Zabel beim damaligen Team Katusha-Alpecin

Seinen Spitznamen hat er in seiner Kölner Trainingsgruppe erhalten, wo vor allem Rick Zabel einer seiner Lieblingskollegen ist. Die beiden kennen und mögen sich seit Jahren, "Löwe" Zabel ist bei den Kölner Trainingstieren ebenso wichtiger Bestandteil wie "Giraffe" Politt.

Politt feut sich enorm auf die Zeit in seinem neuen Team - bei Bora-hansgrohe hat er die Erwartungen nie so ganz erfüllen können. Nach seinem zweiten Platz bei seinem Lieblingsrennen Paris-Roubaix 2019 hatten sich die Jungs um Teammanager Ralph Denk Klassiker-Triumphe vom Kölner erhofft. "Er ist diesen Erwartungen nicht ganz gerecht geworden", hat Denk kürzlich im Portal "Radsport-News" durchblicken lassen.

Zuletzt Pech bei Paris-Roubaix

Politt räumt das selbst auch ein: "In Roubaix hatte ich in den letzten drei Jahren etwas Pech. 2021 war es ein Schlammrennen - das lag mir nicht. 2022 und 23 bin ich jeweils gesundheitlich angeschlagen ins Rennen gegangen, da wurde es nichts mit einem Top-Resultat."

Nun will er aber noch einmal angreifen bei den Klassikern - der Fahrstil seiner neuen Mannschaft sollte ihm entgegenkommen. "UAE ist für seine offensive Fahrweise bekannt. Das liegt mir. Da werde ich vielleicht von meinen Kollegen in eine etwas bessere Ausgangsposition gebracht", hofft Politt.

Volles Rennprogramm

Das Rennprogramm des seit vielen Jahren in Hürth bei Köln wohnenden Politt ist jedenfalls vollgepackt: Nach der Algarve-Rundfahrt und Paris-Nizza kommt ein Belgien-Block mit Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix als Höhepunkten, bevor es über die Dauphiné in die Tour-Vorbereitung geht. Die "Giraffe" wird den Überblick behalten müssen.

Quelle: oja