Schalkes neuer Angreifer Moussa Sylla

Warum Schalkes Sylla kein Terodde-Nachfolger ist

Stand: 01.08.2024, 14:19 Uhr

Angreifer Moussa Sylla ist der teuerste Zugang beim FC Schalke 04. Er ist ein anderer Spielertyp als Simon Terodde - das ist für die S04-Offensive auch eine Chance.

Von Julian Tilders

Erwartungen sind erstmal nur sachliche Vermutungen für die Zukunft. Hoffnungen sind schon eine etwas emotionalere Angelegenheit, die vielleicht auch auf einem Wunsch fußen. Wenn Schalke-Fans an Moussa Sylla denken, den mit 2,5 Millionen Euro Ablöse teuersten Zugang, dürfte ihre Haltung irgendwo dazwischen liegen.

Denn Sylla hat dem S04-Anhang in der Vorbereitung schon sachliche Argumente für eine gewisse Erwartungshaltung an die Saison geliefert. In den Testspielen trug er sich immerhin siebenmal in die Torschützenliste ein. Und dann sind da noch die emotionaleren Schalker Hoffnungen, die auf dem Wunsch beruhen, endlich mal wieder einen Glücksgriff mit einem Top-Angreifer gemacht zu haben.

Denn Schalke braucht nach den Abgängen von Simon Terodde (Karriereende) und Keke Topp (Werder Bremen) neue Torjäger. Die Ein-Mann-Lebensversicherung war in der letzten Saison Kenan Karaman (13 Tore/neun Assists), der als neuer Kapitän nun das Team ins offiziell anvisierte obere Tabellendrittel führen soll. Aber insgesamt funktionierte die Offensivabteilung nur mäßig - S04 lag bei den erzielten Toren letzte Saison auf Platz zehn (53).

Sylla ganz anderer Stürmer-Typ als Terodde

Was auch daran lag, dass Mittelstürmer Terodde (fünf Tore/vier Vorlagen) ausnahmsweise mal nicht Zweitliga-Torschützenkönig wurde, weil er nur noch dürftig mit Flanken versorgt wurde und es bei ihm ebenso hakte und ruckelte wie im ganzen Team. Viele Medien betitelten Zugang Sylla als "Terodde-Nachfolger". Das mag vielleicht beim Gehalt und ganz sicher der generellen Jobbeschreibung "Tore schießen" zutreffen, viel gemeinsam haben sie aber nicht.

Terodde misst wuchtige 1,92 Meter. Er lebte im Strafraum von seinem Gespür für den richtigen Moment und seiner Statur, war auch bei Kopfbällen (und damit zwangsläufig bei Standards) gefährlich. Der Mittelstürmer agierte darüber hinaus als Wandspieler und Anspielstation für lange Bälle des Torhüters oder der Abwehrkette, um sie fest zu machen.

Neuzugang Sylla hat zwar mit Terodde etwas gemeinsam, das zuletzt Kaderplaner Ben Manga auf der Vereins-Webseite voranstellte: "Der Junge hat einen ausgeprägten Torriecher und kann Situationen im Voraus erahnen. Er steht da, wo ein Stürmer stehen muss."

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Aber Sylla ist mit seinen 24 Jahren und 1,80 Metern Körpergröße eine andere Sorte Angreifer. Der malische Nationalstürmer ist flinker, bringt eine höhere Dynamik als Terodde mit und ist kein Wandspieler, sondern jemand für tiefe Läufe. So sagte S04-Sportdirektor Marc Wilmots über ihn, Sylla habe "eine explosive Beschleunigung" und einen "ausgeprägten Sinn für die Tiefe".

Rechts, Mittelstürmer oder Doppelspitze: Sylla ist flexibel

Zudem ist er variantenreicher einsetzbar als Lehrbuch-Mittelstürmer Terodde. Syllas ursprüngliche Position ist der rechte Flügel, wobei er eben auch zentral spielen kann.

Bei seinem alten Klub, dem französischen Zweitligisten Pau FC, gelangen ihm in 35 Einsätzen 15 Tore und sieben Vorlagen. Auffällig: Auf beiden Positionen war er torgefährlich. Sylla traf sowohl als Mittelstürmer als auch als Rechtsaußen siebenmal sowie einmal als später Joker in einer Doppelspitze.

Manga sieht darin eine Chance: "Egal ob in einem System mit einem Mann vorne oder mit einer Doppelspitze, der Junge hat die Qualitäten für beide Optionen. Das bietet uns eine gewisse Flexibilität und macht uns auch ein Stück weit unberechenbar."

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Højlund bringt "sehr gute Voraussetzungen" und etwas Glanz mit

Einer, der langfristig eher in Teroddes Fußstapfen als Mittelstürmer der klassischen Art treten könnte, ist der 1,91 Meter große Däne Emil Højlund. Der 19-Jährige bringt einen gewissen Glanz-Faktor mit, sein älterer Bruder Rasmus stürmt bei Manchester United. Emil kam aus der U19 des FC Kopenhagen, wo er in 19 Spielen zwölf Tore erzielte, zu Schalke.

Ihm attestierte Kaderplaner Manga "sehr gute Voraussetzungen für die Position in der Spitze" und großes Potenzial: "Er ist ein mitspielender Stürmer mit guten Laufwegen, der zugleich Bälle festmachen kann." Dies klingt schon eher nach einem Terodde-Nachfolger. Aber, sagte Manga: "Wir werden Emil nicht unter Druck setzen, sondern ihm die Zeit geben, die er benötigt."

Bis dahin sind die Erwartungen und Hoffnungen der Schalker Fans eben vor allem mit einem anderen Zugang verknüpft: Moussa Sylla. Womöglich wird es schon am Samstag (20.30 Uhr) beim Start zu Hause gegen Eintracht Braunschweig auf seine Qualitäten ankommen.