Walter Baade, Astronom

24. März 1893 - Der Astronom Walter Baade wird geboren

Walter Baade zählt zu den bedeutendsten Astronomen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schon als Kind ist er wissbegierig: Sind alle Sterne gleich alt? Und wie weit weg sind sie? Kann ein Stern sterben?

"Die Geschichte begann damit, dass mein Vater eines Tages ein Buch über Astronomie mitbrachte", erinnert sich Walter Baade. Er sei davon so fasziniert gewesen, dass er es in einem Rutsch von Anfang bis Ende durchgelesen habe. "Seitdem wusste ich, was ich wollte." In den 1930er- bis 1950er-Jahren bringt der Astronom mit seinen Arbeiten die Astrophysik entscheidend voran.

Baade eröffnet durch das sogenannte Baadsche Fenster als Erster den Blick in den Mittelpunkt unserer Galaxie - durch eine Lücke zwischen Sternen und kosmischem Staub. Er kann zeigen, dass unsere Galaxie aus zwei verschiedenen Sternen-Populationen besteht - einer jüngeren und einer älteren. Und er präzisiert die Entfernungsmessung für das Weltall - der Andromeda-Nebel ist mit zwei Millionen Lichtjahren doppelt so weit entfernt, wie Forscher zuvor gedacht haben.

Im Wintermantel am offenen Fenster

Der am 24. März 1893 im ostwestfälischen Schröttinghausen geborene Sohn eines Dorfschullehrers sitzt bereits als kleiner Junge im Wintermantel am offenen Schlafzimmerfenster und betrachtet mit seinem kleinen Fernrohr den Nachthimmel. 1901 siedelt die Familie nach Herford um, wo Walter das Gymnasium besucht. Sein Abitur macht er 1912 mit Auszeichnung in Mathematik.

Baade studiert an den Universitäten Münster und Göttingen Mathematik, Physik, Geophysik und Astronomie. Eine Hüftgelenkserkrankung, die ihm das Gehen erschwert, bewahrt ihn vor der Teilnahme am Ersten Weltkrieg. 1919 promoviert Baade und erhält eine Anstellung an der Sternwarte Hamburg-Bergedorf, wo er zu Kometen und Kleinplaneten forscht.

Walter Baade: Eine Reise ins Zentrum unserer Galaxis

WDR ZeitZeichen 24.03.2023 14:57 Min. Verfügbar bis 24.03.2099 WDR 5


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Sonnenfinsternisse und sterbende Sterne

Für die Hamburger Sternwarte nimmt Baade auch an Sonnenfinsternis-Expeditionen teil. Die wichtigste Reise führt ihn zusammen mit dem Optiker Bernhard Schmidt auf die philippinische Insel Cebu. Die Spiegelteleskope haben damals noch große Abbildungsfehler. Weitwinkel-Aufnahmen fallen wegen Randunschärfen nicht befriedigend aus. Während der Expedition diskutieren die beiden Männer über Verbesserungen.

Inspiriert durch Baade macht sich Schmidt nach der Rückkehr im Keller der Hamburger Sternwarte an die Entwicklung des ersten "Schmidt-Spiegels", der auch Weitwinkel-Aufnahmen von Sternen ermöglicht. 1929 wird Baade an der Universität Hamburg zum Professor ernannt. In seiner Antrittsvorlesung spricht er erstmals von eine sogenannte Hauptnova, die er beobachtet hat. Heute wird ein solcher sterbender Stern Supernova genannt.

Karriere in den USA

1931 geht für ihn ein Traum in Erfüllung: Das Mount-Wilson-Observatorium bei Los Angeles bietet ihm eine Stelle an. Dort kann er mit einem Spiegelteleskop arbeiten, das zwei Meter Durchmesser hat und doppelt so groß ist wie das Teleskop in Hamburg. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten bietet der Direktor der Hamburger Sternwarte Baade an, sein Nachfolger zu werden. Doch dieser lehnt ab. Einen jüdischen Kollegen, den die Nazis entlassen haben, hat Baade längst in die USA geholt.

Während des Zweiten Weltkrieges gilt der Deutsche als potenzieller Spion und wird nicht für kriegswichtige Forschungen eingezogen. Er hat das Mount-Wilson-Observatorium für sich allein und identifiziert Überreste von Supernova-Strukturen. Nach seiner Pensionierung 1958 macht Baade eine Vorlesungsreise durch die USA und Australien.

"Nur ein Staubkorn"

Mit 67 Jahren geht Baade zurück nach Deutschland. Eine Professur in Göttingen kann er aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten. Bald darauf geht eine Hüft-OP schief: Baade stirbt am 25. Juni 1960 in Göttingen. Er wird in Bad Salzuflen beigesetzt. Auf seinem Grabstein steht ein Zitat von ihm: "Wer einmal bewusst in den Kosmos schaut, muss bescheiden werden und erkennen, dass er nur ein Staubkorn ist."

Autor des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. März 2023 an Walter Baade. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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