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Rupert Neudeck, Gründer des Not-Ärzte-Komitees Cap Anamur

31. Mai 2016 - Rupert Neudeck stirbt in Siegburg

Stand: 18.05.2021, 16:07 Uhr

Er ist ein Workaholic: Der Journalist Rupert Neudeck treibt ununterbrochen Hilfsprojekte voran. Dazu gehören die Vereine "Cap Anamur" und "Grünhelme".

Rupert Neudeck, Hilfsaktion "Cap Anamur" (Todestag, 31.05.2016)

WDR ZeitZeichen 31.05.2021 14:55 Min. Verfügbar bis 01.06.2099 WDR 5


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Ende der 1970er-Jahre treiben Boote auf dem Chinesischen Meer. An Bord sind Süd-Vietnamesen, die sogenannten Boatpeople. Der Vietnam-Krieg ist zwar seit 1975 zu Ende, aber seit dem Abzug der Amerikaner gehen die Vietcong so hart gegen die südvietnamesische Bevölkerung vor, dass viele fliehen.

Der Journalist Rupert Neudeck ist im Februar 1979 in Paris, um Jean-Paul Sartre zu interviewen. Bei der Vorbereitung des Gesprächs erfährt er, dass einige Franzosen ein Schiff gechartert haben, das Flüchtlinge im südchinesischen Meer retten soll. Allerdings fehle noch Geld. Neudeck beschließt, in der Bundesrepublik Spenden einzutreiben.

Hilfe in Krisenregionen

Heinrich Böll unterstützt die Aktion. Schon nach drei Tagen sind 1,3 Millionen Mark eingesammelt. Nun kann zusätzlich auch ein deutsches Schiff starten. Neudeck chartert in Hamburg das Frachtschiff "Cap Anamur". Es erreicht im August 1979 das Zielgebiet.

Drei Monate sind für die Rettungsaktion geplant. Daraus werden drei Jahre - und Rupert Neudeck hat seine Lebensaufgabe gefunden. Denn es gibt immer neue Krisenregionen, in denen er helfen will. Schon bald baut der Verein "Cap Anamur/Deutsche Notärzte" Krankenhäuser im Sudan, Schulen in Afghanistan und medizinische Ambulanzen im Kosovo.

Eigene Fluchterfahrung

Der am 14. Mai 1939 in Danzig geborene Neudeck hat selbst höchste Not erlebt. Im Winter 1945 flieht er mit Mutter und Geschwistern vor der Roten Armee. Die "Wilhelm Gustloff" soll sie in Sicherheit bringen, doch die Familie verpasst das Schiff – zum Glück. Die "Gustloff" wird torpediert, Tausende an Bord kommen ums Leben.

Die Flucht in den Westen gelingt dennoch: Rupert geht in Hagen zur Schule, studiert Philosophie, Germanistik, Soziologie und katholische Theologie. Er gründet mit seiner Frau Christel eine Familie. Mit drei Kindern wohnen sie in Troisdorf. Er arbeitet als Journalist, ab 1977 als Redakteur beim Deutschlandfunk.

Kein Ruhestand

Neudeck führt ein anstrengendes Leben. Er steigt oft nach Dienstschluss ins Flugzeug, verbringt das Wochenende in einer Krisenregion und sitzt montagmorgens wieder am Schreibtisch. 2003 kommt noch mehr Arbeit dazu. Neudeck gründet die "Grünhelme": Christliche und muslimische Deutsche bauen Häuser, Kliniken, Schulen und Gotteshäuser in Krisengebieten.

Es gibt immer wieder neue Projekte, die Neudeck umsetzen will. Ruhestand ist bei ihm nicht vorgesehen. Er stirbt am 31. Mai 2016 mit 77 Jahren in Siegburg an den Folgen einer Herzoperation.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Claudia Belemann
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 31. Mai 2021 an Rupert Neudeck. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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