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Werbung für die Glühlampen von Philips

15. Mai 1891 - Das Unternehmen Philips wird gegründet

Stand: 28.04.2021, 10:19 Uhr

Am 15. Mai 1891 wird in Eindhoven der Grundstein für die bewegte Firmenhistorie von Philips gelegt. Los geht es mit legalem Ideenklau. Heute gehört dem einstigen High-Tech-Riesen nur noch die Medizintechnik.

Elektronikunternehmen Philips gegründet (am 15.05.1891)

WDR ZeitZeichen 15.05.2021 14:53 Min. Verfügbar bis 16.05.2099 WDR 5


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Eindhoven ist vielleicht nicht die schönste und mit Sicherheit nicht die größte Stadt. Trotzdem ist Eindhoven eine Weltstadt. Der Grund: Philips. Das High-Tech-Unternehmen ist seit jeher eng mit der Stadt verbunden und macht sie zu einem Innovationszentrum der Niederlande.

Zu verdanken hat Eindhoven das Gerard Philips. Der junge Maschinenbauingenieur nimmt 1885 einen Job in einer Werft in Glasgow an. Dort sieht er auf den Schiffen Glühbirnen, die durch den Stromgenerator an Bord versorgt werden. In den Wohnstuben ist es zu dieser Zeit dagegen düster, nur Kerzenschein spendet etwas Licht. Noch fehlt das flächendeckende Stromnetz, doch schon jetzt erkennt Gerard: Glühbirnen sind der kommende Markt.

Legaler Ideenklau

Mit der Glühbirnenidee kehrt Gerard zurück. In Eindhoven baut er zusammen mit seinem Vater eine eigene Fabrik auf und gründet am 15. Mai 1891 die Firma Philips. Genau zu dieser Zeit gelten fremde Patente in den Niederlanden nicht. Sein Wissen um die Produktion von Glühbirnen, die Gerard sich in Glasgow abgeschaut hat, kann er zu Hause ohne juristische Hürden in die Tat umsetzen. Dass das Patentrecht 1912 erneuert wird, zwingt Philips dazu, die eigene Forschung zu fördern: 1914 eröffnet das werkseigene Labor, das Unternehmen expandiert in andere Bereiche.

Das ist eine Chance, auf die Gerards Bruder Anton Philips schon lange wartet. Bereits 1895 steigt er als Finanzexperte in die Firma ein. Während und nach dem Ersten Weltkrieg wächst Philips kräftig, übernimmt Marken der Konkurrenz aus Deutschland und England, expandiert in die USA. Dafür sorgt vor allem Anton, der von Eindhoven aus die Welt gut im Blick hat.

Nur Medizintechnologie bleibt

Noch etwas kommt im Krieg hinzu: Die Niederlande machen als neutraler Staat die Grenze dicht, das Glas für die Glühbirnen kann nicht mehr aus Deutschland importiert werden. Philips baut kurzerhand eine eigene Glasproduktion auf - und kommt so erstmals mit Röntgentechnik in Berührung. Denn Philips kann die Reparatur kaputter Röntgenröhren für niederländische Krankenhäuser übernehmen.

Weil ihn das Thema interessiert, versucht Gerard, sie nachzubauen. Ab 1918 produziert Philips schließlich seine eigenen Röntgenröhren. Heute ist Medizintechnologie für Philips nicht nur das wichtigste, sondern seit dem Verkauf der Haushaltsgerätesparte Anfang 2021, auch das einzige Standbein.

Obwohl der Konzern erst mit Leuchtmitteln und später mit Rasierern groß wird und mit der Kompaktkassette 1963 sowie der CD 1982 gleich zweimal den Musikmarkt revolutioniert, zieht er sich nach und nach aus diesen Bereichen zurück. Die Konkurrenz aus den USA und China ist groß. So tragen etwa Fernseher und Lampen "Philips" nur noch als Markenname. Hergestellt werden sie inzwischen von anderen.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Geuer
Redaktion: Gesa Rünker​

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