Aufnahme eines Mitglieds in den "Illuminatenorden" (Radierung)

1. Mai 1776 - Gründung des "Illuminatenordens"

Stand: 25.04.2021, 17:30 Uhr

Goethe, Herder, Knigge - auch für berühmte Männer ist die Geheimgesellschaft der "Illuminaten" attraktiv. Heute ist der aufgelöste Orden "Futter" für Verschwörungsideologen.

Gründung des Illuminatenordens (am 01.05.1776)

WDR ZeitZeichen 01.05.2021 14:53 Min. Verfügbar bis 02.05.2099 WDR 5


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Er orientiert sich an den Ideen der Aufklärung: Jura-Professor Adam Weishaupt von der Universität Ingolstadt wendet sich im 18. Jahrhundert gegen die Autoritäten der Zeit. Gegen die Fürsten und den Jesuitenorden.

Eine aufgeklärte Elite soll die Menschheit in eine herrschaftsfreie Zukunft führen. "Fürsten und Nationen werden ohne Gewalttätigkeit von der Erde verschwinden", hofft Weishaupt.

Geheime Treffen

Dafür bildet er mit Studenten eine Art Lesezirkel, der verbotene kirchen- und obrigkeitskritische Texte diskutiert. Um der Zensur zu entgehen, geschieht das im Verborgenen.

"Wenn Fürsten und Pfaffen sich darin vereinigen, die menschliche Vernunft zu unterdrücken, so ist allzeit Ursache genug, warum die Weisheit in die Winkel flieht." Bald wird aus dem Zirkel eine Geheimgesellschaft: Am 1. Mai 1776 gründet Weishaupt die "Illuminaten" ("Erleuchteten").

Prominente Teilnehmer

Der gut vernetzte Freiherr Adolph von Knigge sorgt ab 1780 für ein rapides Wachstum des Ordens. Er selbst will 500 Mitglieder rekrutiert haben. Auch Prominente wie Goethe, Herder und Pestalozzi stoßen dazu.

Der Orden unterwandert Freimaurerlogen: esoterisch-idealistische Geheimzirkel, in denen über die Standesgrenzen hinweg und ohne Kontrolle der Obrigkeit über Gott und die Welt gesprochen wird.

Staatsdienst unterwandert

Die "Illuminaten" geben sich ähnlich wie die Freimaurer eine straffe Hierarchie, in der Mitglieder aufsteigen können. Anders als die Freimaurer verfolgen die "Illuminaten" jedoch eine politische Agenda und versuchen den Marsch durch die Institutionen.

In Bayern sind 1784 etwa zehn Prozent der höheren Beamten "Illuminaten". Im späten 18. Jahrhundert gerät der Orden jedoch in eine Krise. Das System verordneter Selbstkritik und gegenseitiger Überwachung sorgt für Unmut bei den Mitgliedern.

Bestandteil von Verschwörungstheorien

Aussteiger schwärzen die "Erleuchteten" bei der bayrischen Obrigkeit an. Die Polizei beschlagnahmt Geheimberichte, der Orden wird verboten und die Mitglieder aus dem Staatsdienst entfernt. Im Sommer 1787 ist die Organisation am Ende. Weishaupt ist da bereits nach Gotha geflohen, wo ihm Herzog Ernst Asyl gewährt.

Doch die acht Jahre "Illuminaten" wirken nach. Sie werden nicht nur für Französische Revolution verantwortlich gemacht. Sie sollen auch hinter der Unabhängigkeitsbewegung der USA stecken. George Washington dementiert dies zwar - aber auch er kann nicht verhindern, dass die "Illuminaten" seither einen festen Platz in fast jeder Verschwörungstheorie haben.

Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Pfaff
Redaktion: Hildegard Schulte

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. Mai 2021 an die Gründung des "Illuminatenordens". Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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