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Hildegard Knef 1969, rauchend

1. Februar 2002 - Sängerin und Schauspielerin Hildegard Knef stirbt in Berlin

Stand: 24.01.2022, 10:21 Uhr

Am 1. Februar 2002 stirbt Hildegard Knef mit 76 Jahren in Berlin. Ihr Leben gleicht einer Achterbahnfahrt - es ist voller Höhen und Tiefen aber auch voller Zigaretten, voll Selbstdisziplin, Phantasie und Humor.

Hildegard Knef, Schauspielerin/Sängerin (Todestag 01.02.2002)

WDR ZeitZeichen 01.02.2022 14:57 Min. Verfügbar bis 02.02.2099 WDR 5


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Sängerin, Schauspielerin, Autorin - all das umfasst das künstlerische Schaffen der Hildegard Knef. Sie ist Ikone und Hassfigur zugleich. "Es gab nie eine Mittellage. Ich habe immer entweder sehr großen Erfolg gehabt oder ganz bedeutenden Misserfolg und wurde dann sehr angegriffen", beschreibt Knef ihre bewegte Karriere.

Schon ihre Kindheit ist nicht einfach. Der Vater stirbt ein halbes Jahr nach ihrer Geburt. Mit der Mutter zieht Hildegard Frieda Albertine Knef von Ulm nach Berlin - die Stadt, die für sie prägend werden soll. Mit 15 verlässt sie die Schule und beginnt eine Ausbildung als Zeichnerin in den Ufa-Trickfilmstudios. Doch Knef zieht es vor die Kamera.

Zweimal Hollywood und zurück

Nach dem Krieg tritt sie im Kabarett auf, spielt Theater und wird von Wolfgang Staudte für den ersten deutschen Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter uns" engagiert. Ihre Rolle als ehemalige KZ-Gefangene macht sie international bekannt und ebnet ihr den Weg nach Hollywood. Angebote als Schauspielerin bekommt Knef, die 1950 die amerikanische Staatsbürgerschaft annimmt, dort zunächst aber nicht.

Stattdessen sorgt sie in Deutschland für Aufregung, als sie in dem Film "Die Sünderin" die Titelrolle übernimmt. Es ist nur vordergründig die kurze Nacktszene, die empört. In Wirklichkeit ist es die gesamte Geschichte um einen Maler und seine Geliebte, um Prostitution aus Not und Selbstmord aus Verzweiflung, die den ersten Filmskandal der Nachkriegszeit auslöst.

Die öffentlichen Anfeindungen treiben Knef zurück in die USA. Diesmal schafft sie den Durchbruch, macht sich in Hollywood als "Hildegarde Neff" einen Namen. Sie spielt unter anderem mit Oskar Werner in "Entscheidung im Morgengrauen" und neben Gregory Peck in Hemingways "Schnee am Kilimandscharo". Darin singt sie auch zwei Songs von Cole Porter, der von ihrer Interpretation so angetan ist, dass er sie für sein Broadway-Musical "Silk Stockings" engagiert.

Nicht nur rote Rosen

Während Knef in den USA zu einer der berühmtesten und beliebtesten Deutschen avanciert, bleibt ihr die Heimat ungewogen. Das ändert sich erst, als sie mit selbstgeschriebenen Chansons und Büchern brilliert. 23 Alben veröffentlicht sie, stürmt mit Hits wie "Für mich soll’s rote Rosen regnen" die Hitparaden. Ihre Autobiographie "Der geschenkte Gaul" wird 1970 zum internationalen Besteller.

Privat läuft es für Knef dagegen weniger rosig. Männer kommen und gehen, Klatschzeitschriften diskutieren ihr Facelifting, sie erkrankt an Brustkrebs. Aber das Multitalent mit der rauchig-verruchten Stimme spielt, schreibt und singt unbeirrt weiter. Am 1. Februar 2002 stirbt Hildegard Knef an einer schweren Lungenkrankheit. Es ist das Ende einer 76 Jahre währenden Achterbahnfahrt - oder, wie Christoph Schlingensief es ausdrückt, der letzte Akt in "Deutschlands glücklichster Tragödie".

Autoren des Hörfunkbeitrags: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Matti Hesse​

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