18. Juni 1821 - Uraufführung von Carl Maria von Webers "Der Freischütz"
Stand: 18.06.2021, 10:20 Uhr
"Haben Sie noch nicht Webers 'Freischütz' gehört? Nicht? Unglücklicher Mann! Aber haben Sie nicht wenigstens aus der Oper das 'Lied der Brautjungfern' oder den 'Jungfernkranz' gehört? Nein? Glücklicher Mann!" So bringt Heinrich Heine das Dilemma auf den Punkt, dass Webers Komposition großartig ist – aber auch Eingängiges enthält, das man vielleicht zu oft zu Ohren bekommt.
1817 wird Carl Maria von Weber zum königlichen Kapellmeister auf Lebenszeit ernannt. Endlich kann er seine Schulden zurückzahlen und eine Familie gründen. Mit der finanziellen Sicherheit der Anstellung im Rücken bezieht er an der Landstraße von Pillnitz nach Dresden ein kleines Haus. Hier entstehen Teile des "Freischütz".
Das Gespenstische im Zentrum
Für das Libretto gewinnt Weber Friedrich Kind, der kaum Noten lesen kann. Er greift sich eine Erzählung aus dem damals populären "Gespensterbuch": Um Agathe heiraten zu können, muss der Bursche Max in der Jägergemeinschaft einen erfolgreichen Probeschuss abliefern. Da er kein guter Schütze ist, lässt er sich mit dem teuflischen Samiel ein, der ihm eine zur Mitternacht gegossene und auf magische Weise treffende "Freikugel" besorgen soll. Am Ende erschießt Max damit fast seine Braut, aber wie von Zauberhand wird schließlich alles gut.
"Trefflich, schauerlich und interessant"
Vom Stoff ist Weber von Anfang an begeistert: "Das Sujet ist trefflich, schauerlich und interessant", notiert er euphorisch. Und es gelingt ihm, das Unheilschwangere in den Motiven seiner Musik zu bannen, indem er die dunklen Farben der Streicher mit den tiefen Tönen von Hörnern und Klarinetten, dem Klagen des Fagotts und dem wirbelnden Dröhnen der Pauken vermischt.
Anfang Juli 1817 beginnt Weber mit dem Komponieren, Mitte Mai 1820 ist er fertig. Am 18. Juni 1821 hat "Der Freischütz" im Königlichen Schauspielhaus von Berlin Premiere. Hochrangige Hofbeamte sitzen im Publikum, aber auch E.T.A. Hoffmann, Heinrich Heine und der junge Felix Mendelssohn.
Am Ende der Vorstellung bricht beispielloser Jubel aus, noch auf der Straße singt und pfeift das Publikum die volksliedhaften Gassenhauer. Auch die Aufführungen in Dresden, Hamburg und Wien sind schnell ausverkauft. "Der Freischütz" wird in 16 Sprachen übersetzt, in den ersten beiden Jahrzehnten nach ihrer Premiere wird die Oper allein in Berlin rund 200 Mal aufgeführt.
Autoren des Hörfunkbeitrags: Christoph Vratz
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Juni 2021 an die Uraufführung des "Freischütz". Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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