Mehr Anstrengungen im Kampf gegen Armut fordert der Europarat von Deutschland. Die Menschenrechtsorganisation kritisiert in ihrem gestern veröffentlichen Bericht die "wachsende Ungleichheit" in der Bundesrepublik, in der das hohe Maß an Armut und sozialer Ausgrenzung in keinem Verhältnis zum Reichtum stehe.
Laut statistischem Bundesamt gibt es in Deutschland gut 17,3 Millionen Menschen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, das ist ein Fünftel der Bevölkerung. Unter Kindern und Jugendlichen ist es sogar rund ein Viertel. Besonders bedroht sind Alleinerziehende und ihre Kinder, Menschen mit Migrationshintergrund, kinderreiche Familien, Rentner:innen, Kranke und Menschen mit Behinderung. Als wichtigste Ursachen von Armut in Deutschland gelten Langzeitarbeitslosigkeit, geringe Bildung und wenn Väter oder Mütter alleinerziehend sind.
Erst im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung die Überwindung von Armut als die größte Herausforderung der Gegenwart bezeichnet und angekündigt, Menschen, die in Deutschland in Armut leben, so gut es geht zu unterstützen "damit niemand über einen längeren Zeitraum mit so geringen Mitteln leben müsse."
Dennoch ist der Weg aus der Armut weder leicht noch schnell und manchmal auch gar nicht zu bewältigen. Einmal arm, lange arm, heißt es und besonders Kinderarmut ist in Deutschland oft ein Dauerzustand. Auch Arbeit hilft nicht immer aus der Armut. 7 Prozent aller Erwerbstätigen gehören zu den "working poor", die trotz Arbeit unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze leben.
Der Europarat kritisiert, dass in der Öffentlichkeit, im politischen Diskurs und auch in den Medien zu oft Menschen, die in Armut leben, eigenes Versagen und Trägheit als Ursache ihrer Situation vorgeworfen wird.
Welche Wege aus der Armut sehen Sie? Sind Sie selbst von Armut betroffen – oder waren es und haben einen Weg hinaus gefunden? Haben Sie Angst vor Armut? Ist die eigene Armut zu sehr Tabu-Thema? Wie blicken Sie auf die wachsende Ungleichheit? Was fordern Sie politisch, was von der Gesellschaft?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Christoph Butterwegge, emeritierter Politikwissenschaftler, Uni Köln
Redaktion: Thomas Vehling und Julian Troost
