Remigration – Ihr Unwort des Jahres?
Der Bericht über ein Treffen Rechtsextremer mit AfD-Funktionären und Mitgliedern der Werteunion hat den Begriff "Remigration" in die breite Öffentlichkeit gebracht. Das ist wenige Tage her. Die Unwort-Jury in Marburg hat das Wort nun zum Unwort des Jahres erklärt. Teilen Sie die Bewertung? Was bewirkt eine solche Kennzeichnung? Was muss neben der Bennenung des Unwortes geschehen? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!
Für 2023 lautet das Unwort des Jahres "Remigration". Der Ausdruck, so die Begründung der Jury, wird von Rechtsextremen beschönigend für die Forderung nach Zwangsausweisungen und Deportationen benutzt. Remigration sei ein beschönigender Kampfbegriff und solle eine menschenunwürdige Abschiebepraxis verschleiern.
Auf Platz zwei setzte die Jury den Begriff "Sozialklimbim", der im Zuge der Debatte um die Kindergrundsicherung verwendet worden sei. Durch diese Wortwahl werde die Gruppe einkommens- und vermögensschwacher Personen herabgewürdigt und diffamiert und zugleich die Gruppe der Kinder, die von Armut betroffen oder armutsgefährdet seien, stigmatisiert. Den dritten Platz belegt der Begriff "Heizungs-Stasi". Die Jury kritisierte den mit Blick auf das Gebäudeenergiegesetz verwendeten Ausdruck als "populistische Stimmungsmache gegen Klimaschutzmaßnahmen".
Rund 2.300 Wörter wurden der Jury an der Philipps Universität in Marburg vorgeschlagen, Wörter wie "Sondervermögen", "Tierwohlfleisch", "Öko-Diktatur", "Klima-RAF". Jedes Jahr Anfang Januar ermittelt das überwiegend aus Sprachwissenschaftlern bestehende Komitee das Unwort des Jahres. Es will damit auf einen gedankenlosen und kritikwürdigen Sprachgebrauch aufmerksam machen.
"Die Reflexion und Kritik des Gebrauchs von Unwörtern zielt dabei auf die Sensibilisierung für diskriminierende, stigmatisierende, euphemisierende, irreführende oder menschenunwürdige Sprachgebräuche und auf die Verantwortlichkeit der Sprecher:innen im Hinblick auf sprachliches Handeln." – so die Jury.
"Klimaterroristen" war das Unwort des Jahres 2022. "Corona-Diktatur" und "Rückführungspatenschaften" die der Jahre davor und das erste Unwort des Jahres, das 1991 gekürt wurde, lautete "ausländerfrei". Gar nicht so weit entfernt von der Remigration.
Wörter zu Unwörtern zu erklären, ist das für Sie ein gutes Verfahren? Ist 'Remigrantion' auch Ihr Unwort des Jahres? Was sagen Wörter über den, der sie ausspricht? Hat sich Ihr Gebrauch von Wörtern verändert? Welches Gewicht hat Sprache für Sie? Vermeiden Sie neuerdings bestimmte Begriffe? Wie vorsichtig sind Sie bei ihrer Wortwahl? Können Wörter verletzen? Ist Sprache politischer geworden?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Kristin Kuck, Politolinguistin, Jurymitglied
Redaktion: Willi Schlichting und Valentina Dobrosavljević