Berlinale – kein roter Teppich für die AfD?
Beim diesjährigen Filmfestival in Berlin wurden Politiker der AfD wieder ausgeladen. Ein richtiger Schritt? Sollten sich öffentliche Kultur-Events klar politisch positionieren? Oder sollte ein staatlich finanziertes Filmfestival offen für alle sein? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!
Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den größten Filmfestivals in Europa: Von heute an bis zum 25. Februar laufen die 74. Internationalen Filmfestspiele in Berlin, mit einer großen Eröffnungsgala, die bereits vor dem Ausrollen des roten Teppichs für Kontroverse gesorgt hat: Fünf AfD-Politiker wurden erst ein – und dann wieder ausgeladen. Die Begründung der Berlinale-Leitung: AfD-Mitglieder nähmen zutiefst antidemokratische Positionen ein, die den Werten der Berlinale widersprächen.
2019 war der Umgang mit rechten Politikern beim Filmfestival noch ein anderer: Damals hatte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick kurzfristig einen Film übers Warschauer Ghetto ins Festival-Programm aufgenommen und alle AfD-Mitglieder kostenlos ins Kino eingeladen.
Fünf Jahre später hat sich die Stimmung gewandelt: Nach den Veröffentlichungen von Recherchen über ein Treffen von AfD-Politikern mit Mitgliedern der Identitären Bewegung und rechten Unternehmern sind in den vergangenen Wochen hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen einen Rechtsruck und die AfD zu demonstrieren. Die Leitung der Berlinale war Anfang Februar schließlich durch einen offenen Brief unter Druck geraten, in dem mehr als 200 Kulturschaffende sich gegen die Einladung von AfD-Mitgliedern zur geplanten Festival-Eröffnung ausgesprochen hatten. Nach tagelanger Debatte knickte die Berlinale-Leitung ein und erklärte die ursprünglich eingeladenen AfD-Politiker zu unerwünschten Personen auf dem Filmfestival.
Ist die Ausladung der AfD-Abgeordneten ein richtiger Schritt? Sorgt erst die Ausladung der AfD-Gäste für eine Aufmerksamkeit, die diese sonst gar nicht bekommen hätten? Macht es die Berlinale der AfD leicht, in die 'Opferrolle' zu gehen? Sollten große Kulturveranstaltungen klare Kante gegen die AfD zeigen? Oder hat Politik im Kulturbetrieb nichts zu suchen? Wie gehen wir mit gewählten AfD-Politikern in der Kultur- und Filmwelt um?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Patrick Wellinski, Filmkritiker und Kulturjournalist
Redaktion: Willi Schlichting und Heiko Hillebrand
