"Eigentlich bin ich ja Amateur", sagt der 1950 in Düsseldorf geborene Diplom-Biologe und Gynäkologe, der schon in jungen Jahren bei "Jugend forscht" Preise abräumt, zurückhaltend. "Das ist mein zweites Leben. Eigentlich arbeite ich in einer gynäkologischen Praxis." Seine Frau Mechthild Schulze-Hagen hat er mit seiner Begeisterung für die Vogelwelt angesteckt. So sind sie auf ihrer Hochzeitsreise schon kilometerweit durch mückenverseuchte Sümpfe und Feuchtwiesen in Osteuropa gewatet, immer auf der Suche nach einem seltenen, kleinen Vogel, dem Seggenrohrsänger.

Arzt und Biologe Karl Schulze-Hagen
Inzwischen hat Karl Schulze-Hagen seinen Schwerpunkt auf die Geschichte der Ornithologie verlegt. Vor allem die exzentrischen Persönlichkeiten unter den frühen Vogelkundlern haben es ihm angetan. Wie etwa das Ehepaar Heinroth vor, das ab den 1920er Jahren in seiner Berliner Wohnung sämtliche Vogelarten Mitteleuropas aufzieht, beschreibt und fotografiert. Damit werden sie zu Pionieren der Ornithologie und legen den Grundstein für die moderne Verhaltensforschung.
Anders als die Heinroths hatten die meisten frühen Vogelkundler aber nur wenig Skrupel, Vögel, statt sie mit dem Netz einzufangen, einfach vom Himmel zu schießen, um sie anschließend zu untersuchen und als Anschauungsmaterial für die großen Naturkundemuseen der Welt zu präparieren. Das war brutal, aber mit den in den ausgestopften Vögeln enthaltenen DNA-Spuren etwa ließen sich á la "Jurassic Park" ausgestorbene Vogelarten durchaus wiederbeleben. Auch darüber spricht Karl Schulze-Hagen in der Redezeit.
Buchtipp:
Dr. Karl Schulze-Hagen, Johnannes Nigge (2022): Vogelwelten: Expeditionen ins Museum. Knesebeck Verlag. 240 Seiten. 40 Euro. ISBN: 978-3957284105
Dr. Karl Schulze-Hagen, Gabriele Kaiser (2020): Die Vogel-WG: Die Heinroths, ihre 1000 Vögel und die Anfänge der Verhaltensforschung. Knesebeck Verlag. 272 Seiten. 22 Euro. ISBN: 978-3957283955
Redaktion: Julia Lührs