Wie uns die Pharma-Industrie schadet – Jörg Schaaber
Seit über 40 Jahren legt sich Jörg Schaaber mit einer der mächtigsten Branchen der Wirtschaft an: der Pharmaindustrie. 1981 hat er mit anderen die Pharma-Kampagne in Bielefeld gegründet. Sie klärt über unsinnige und auch gefährliche Medikamente auf, fordert eine gerechte Arzneimittelversorgung und kritisiert unlautere Geschäftspraktiken.
Eigentlich sollten uns Medikamente wieder gesund machen oder unsere Beschwerden lindern. Doch in erster Linie seien Medikamente ein Renditeobjekt, sagt Gesundheitswissenschaftler und Soziologe Jörg Schaaber (70). Denn das Geschäft mit Pillen und Patientinnen und Patienten ist, so Schaaber, extrem profitabel. Das habe sich jüngst bei der Entwicklung von Covid-19-Impfstoffen gezeigt. Aber das zieht sich durch die ganze Geschichte der Pharmaindustrie.
Durch unzählige Studien und Untersuchungen konnte Schaaber mit Wissenschaftlern feststellen: Viele, auch neue, Medikamente bringen Patientinnen und Patienten keine relevanten Vorteile. Unsinnige, ja sogar gefährliche Präparate wurden bei den Herstellern entdeckt. Dringend benötigte Arzneimittel wie neue Antibiotika wurden erst gar nicht entwickelt, weil sie nicht genug Profit versprechen.
Gleichzeitig nahm der Experte im Laufe der Jahrzehnte wahr, dass die Vermarktungsstrategien der Pharmaindustrie, ihre Verkaufs- und Informationstricks immer ausgefeilter werden. Selbst bei klinischen Studien wird nach Erkenntnissen von Jörg Schaaber und Pharma Kampagne immer raffinierter geschummelt und getäuscht, während der Verbraucher- und Patientenschutz geschwächt wird.
Redaktion: Beate Wolff
Buchtipp
"Pillen-Poker – Wie uns die Pharmaindustrie schadet und was man dagegen tun kann", von Jörg Schaaber, erschienen bei Suhrkamp, 240 Seiten. 18 Euro. ISBN 978-3-518-47241-5