Der Begriff “Rojava“ setzt sich aus den kurdischen Wörtern roj und ava zusammen, wörtlich übersetzt bedeutet er “Sonnenuntergang“, lässt aber auch “den Westen“ anklingen, die deutsche Bezeichnung der Gegend ist “Westkurdistan“.
In der Folge des Bürgerkriegs in Syrien seit dem Jahr 2011 zwangen örtliche Aktivistinnen und Aktivisten die syrische Armee, die bis dahin die Macht hatte, zum friedlichen Abzug. Ab 2012 wurde die aus drei Kantonen bestehende Region Rojava etabliert – 2016 entstand auf Basis einer Art verfassungsgebenden Versammlung die “Demokratische Föderation Nordsyrien“, wie die Region seitdem offiziell heißt.
Eine autonome Gesellschaft, die zwar keinen Anspruch auf eigene Staatlichkeit erhebt, de facto aber staatliche Strukturen etablieren und staatliche Aufgaben übernehmen musste – von ökonomischen Fragen bis hin zum Rechtssystem. Und natürlich der Sicherheitspolitik in dem geostrategisch komplexen und umkämpften Gebiet: Der Kampf gegen den Islamischen Staat war hier ein Thema, die völkerrechtswidrigen Interventionen durch die türkische Armee sind es weiterhin.
Gleichberechtigung aller Menschen, Rechtsstaatlichkeit und Nachhaltigkeit sind die drei Prinzipien, an denen sich die Gesellschaft ausrichtet. Die wichtigen Entscheidungen sollen möglichst basisdemokratisch gefällt werden, über Räte. Und gleichberechtigt: Alle entscheidenden Ämter haben Doppelspitzen, sie sind per se jeweils mit einem Mann und mit einer Frau besetzt.
“Wo steht Nord- und Ostsyrien, dieses Land zwischen revolutionären Souvenirshops und ständiger Kriegsbedrohung, nach zehn Jahren?“ Christopher Wimmer hat vor Ort nach Antworten auf die Frage gesucht, wie sehr Anspruch und Realität sich in Rojava heute decken.
Buchtipp
Christopher Wimmer (2023): Land der Utopie? Alltag in Rojava.
Hamburg: Edition Nautilus. 272 Seiten. 20 Euro. ISBN 978-3960543329.
Redaktion: Gundi Große
