- Sendehinweis: Neugier genügt | Morgen, 10.04 - 12.00 Uhr | WDR 5
Borhan Akid hat bis zum Kriegsausbruch 2011 als Journalist in Damaskus gearbeitet. Im Oktober 2015 flüchtete er nach Deutschland, lernte Deutsch und fasste beim WDR als Journalist Fuß. Heute, als deutscher Staatsbürger, kehrt er als Reporter für den WDR nach Syrien zurück. Und das mit gemischten Gefühlen.
Einerseits freut sich Borhan Akid darauf, bekannte Orte und Menschen wiederzusehen, ein "neues Syrien ohne Assad" zu entdecken und mit "deutschen Augen" zu berichten. Andererseits ist ihm die fragile Sicherheitslage bewusst. Auch das Auswärtige Amt warnt weiterhin vor Reisen nach Syrien. Deshalb hat der Journalist ein Sicherheitstraining absolviert, um mit Extremsituationen wie etwa Entführungen und Schießereien umgehen zu können.
Viele Syrer:innen und Deutsche mit syrischen Wurzeln haben den Sturz Assads gefeiert. Sie hoffen auf eine bessere Zukunft in Syrien, sind aber skeptisch, ob das mit den neuen Machthabern möglich ist, so Akid. Diese haben islamistische Wurzeln, versprechen jedoch, das Land wirtschaftlich und politisch wiederaufzubauen, ohne ein religiös-fundamentalistisches System zu etablieren. Allerdings sind nach wie vor auch andere Kräfte und Milizen im Land aktiv.
Trotzdem fordern vor allem konservative deutsche Politiker:innen eine schnelle Rückführung von geflüchteten Syrer:innen. Viele von ihnen empfinden dies als unrealistisch und an ihren Bedürfnissen vorbei, so Akid. Manche fühlen sich dadurch weniger willkommen, obwohl sie sich in Deutschland ein neues Leben aufgebaut haben. Kurzfristig plant kaum jemand eine Rückkehr, da das Leben in Syrien instabil und die Infrastruktur zerstört sei. Sobald die Lage stabiler ist, erwäge jedoch eine größere Anzahl zurückzukehren. Andere möchten mit ihrem Wissen den Wiederaufbau Syriens von Deutschland aus unterstützen.
Redaktion: Lars Schweinhage