Unbegleitete Minderjährige und junge volljährige Geflüchtete: Ende 2023 befanden sich in Deutschland rund 41.800 von ihnen in Zuständigkeit der Jugendhilfe. Einige dieser jugendlichen Männer leben in Wohngruppen, so wie in Münster in einem gutbürgerlichen Viertel am Stadtrand. Das Münsteraner Jugendamt zahlt für jeden Bewohner den üblichen Pflicht-Tagessatz zuzüglich eines kleinen Extrabetrags für die traumapädagogische Betreuung. Allerdings gebe es zu wenig Einrichtungen wie diese, um alle Jugendlichen gut unterzubringen, sagt Wohngruppenleiter Stefan Hübers.
Die jungen Männer gehen zur Schule und sollen die Möglichkeit haben, in Deutschland eine Ausbildung zu machen oder zu studieren. Teil der Wohngruppenphilosophie sei eine gute Nachbarschaftspflege, sagt Hübers. In den neun Jahren seit Gründung der Wohngruppe hat es nur wenige ernsthafte Probleme gegeben. Vielmehr profitieren alle voneinander: Die Jugendlichen engagieren sich ehrenamtlich in der Nachbarschaft, manche Nachbarn wiederum sammeln Spenden, um etwa Equipment für ein Tonstudio zu finanzieren. Und vor allem: Die Menschen verlieren Fremdheitsgefühle und Scheu voreinander – und begegnen sich respektvoll auf Augenhöhe.
Autor: Philipp Ritter
Redaktion: Lars Schweinhage