"Schweigen ist gefährlich", sagt Karsten Schulze, Hightech-Unternehmer aus Chemnitz. Immer mehr Vorstände und Geschäftsführende zeigen Haltung – gegen Rassismus, Hass, Ausgrenzung und populistische Strömungen, die die Gesellschaft spalten könnten. Darunter auch Reinhold Würth, der Gründer des gleichnamigen Konzerns für Befestigungstechnik mit einem weltweiten Umsatz von über 20 Milliarden Euro. Wenige Wochen vor der Europawahl 2024 forderte er seine 27.000 deutschen Mitarbeiter in einem persönlichen Brief auf, nicht die AfD zu wählen. Sonst, meint Würth, wird "das Grundgesetz angegriffen".
Und mit ihm äußern sich eine ganze Reihe von deutschen Konzernen und Mittelständlern, um für die Werte in einer Demokratie einzustehen, die Vielfalt in einer sozialen Marktwirtschaft und selbstverständlich für ein pro-europäisches Miteinander. Hintergrund sind nicht nur die Europawahlergebnisse der AfD, mindestens ebenso wichtig ist – Überalterung der bundesdeutschen Gesellschaft – der zunehmende Mangel an Arbeits- und Fachkräften, die im Ausland angeworben werden müssen.
"Keines unserer Autos würde auf die Straße kommen, wenn wir nicht diese Vielfalt und diese gute Zusammenarbeit in den verschiedenen Nationalitäten erreichen würden", sagt Sabine Loheisen, Mitglied des Vorstands von Mercedes-Benz. Und wer es immer noch nicht glauben will, dem empfiehlt Sylvia Pfefferkorn, Sprecherin des Vereins Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen: "Stell dich doch gerne in eine Notaufnahme eines sächsischen Krankenhauses und ruf mal ganz laut: Ausländer raus! Dann wird’s schwer mit der Behandlung und es wird auch schwer mit der Pflege."
Autor: Klaus Betz
Redaktion: Julian Trost, Chris Hulin und Jessica Eisermann
