Erich Klibanksy, der Schuldirektor des ersten jüdischen Gymnasiums Jawne in Köln, erkannte schon in den frühen 1930er Jahren: Für jüdische Menschen ist Deutschland kein sicherer Ort und entwickelte einen Plan: Er wollte seine ganze Schule, alle Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern ins sichere Ausland evakuieren und bereitete die gesamte Schulgemeinschaft auf die Auswanderung vor. Er änderte den Lehrplan, holte Lehrkräfte aus England und Palästina nach Köln. Statt Latein, Griechisch und Althebräisch, lernten die Kinder und Jugendlichen Englisch und modernes Hebräisch.
Als die Lebensumstände der Jüdinnen und Juden in Deutschland sich nach der Pogromnacht im November 1938 noch dramatischer und immer schneller verschlechtern, realisierte Klibansky: Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren. Er passte seinen Plan, die Schule zu retten, an die akute Gefahrensituation an und schickte die Kinder klassenweise mit Jawne-Kindertransporten nach England. Für ihn selber und seine Familie gab es keine Rettung, die Familie Klibansky wurde 1942 deportiert und ermordet.
Eine Erinnerung an die Jawne Schule in Köln und die Rettungsaktion ihres Direktors Dr. Erich Klibansky ist jahrzehntelang nicht von öffentlichem Interesse. Als 1988 ein BBC-Fernsehauftritt des Briten Nicholas Winton über Kindertransporten nach England großes mediales Interesse hervorruft, beginnen die von Erich Klibansky geretteten Kinder sich auch in Deutschland für eine Würdigung ihres Lebensretters einzusetzen – damals noch gegen viele Widerstände.
Auf dem ehemaligen Schulhof erinnert heute ein Brunnen an die jüdischen Kinder und Jugendlichen aus Köln die nicht gerettet werden konnten, sondern deportiert und ermordet worden. Eine kleine Gedenkstätte neben dem Brunnen, der Lern- und Gedenkort Jawne, hält dank Unterstützung der geretteten Kinder, ihrer Nachkommen und vieler Ehrenamtlicher die Erinnerung an die Jawne-Schule und ihren Direktor wach.
Autorin: Larissa Schmitz
Redaktion: Chris Hulin