Erbstücke sind emotionale Erinnerungsspeicher. Sie werfen uns in die Vergangenheit zurück und sind Teil des Familiengedächtnisses. Von "affektiver Aufladung" spricht die Kulturwissenschaftlerin Ulrike Lange, wenn Familiengeschichte oder die Kochkünste der Oma durch ein altes Küchenmesser weitertransportiert werden. "Anker" oder "emotionale Päckchen" nennt die Psychologin Anja Krenz-Maes diese Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse, die - im Unterbewusstsein abgespeichert - beim Anblick eines Möbelstücks oder Alltagsgegenstands wieder hochkommen.
Für die Nachkommen sind viele Erbstücke unbezahlbar. So wie der alte Sessel von Christiane Polack, in dem die Erinnerungen und Wertvorstellungen ihrer Omi Gusti stecken. Aber Erbstücke können auch dazu führen, dass alte Familienkonflikte unter Geschwistern beim Kampf um einen nichtigen Porzellan-Fingerhut wieder aufbrechen. Behalten, verkaufen oder entsorgen? Wo überwiegt der ideelle den materiellen Wert?
Autor: Christian Geuenich
Redaktion: Valentina Dobrosavljevic