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Der Narr

Hochkonjunktur erfährt der Narr im Karneval, im Fasching, in der Fasnet. Eine Symbolfigur, die der „Obrigkeit den Spiegel vorhält“. Er spottet gegen die Deutsche Bahn, stichelt gegen Politiker und Honoratioren, ist letztendlich aber integraler Bestandteil der inszenierten Fröhlichkeit. Als Belohnung für seine Kalauer ein Tusch der Saalkapelle und der Orden des Festkomitees. Das geht nun seit 200 Jahren so.

Historisch betrachtet ist der Narr zu einer folkloristischen Figur mutiert. Im Mittelalter unterschied man zwischen einem "natürlichen" Narren, einem körperlich und geistig eingeschränkten Menschen, der ins Narrenspital abgeschoben wurde und einem "künstlichen" Narren, der in der Figur des Hofnarren literarisiert wurde. Als Gaukler und Possenreißer war er fester Bestandteil des höfischen Rituals. Grenzen hat er selten überschritten.

Neben dieser singulären Figur existierten Narrenzünfte, eingeschworene Gemeinschaften, die gegen politische Autoritäten und deren Misswirtschaft aufbegehrten und übergriffige Kleriker, Beutelschneider oder Ehebrecher an den Pranger stellten. Sie hielten Rügegerichte ab und verstanden sich als moralische Instanz, die soziale Normen durchsetzten. Heutige Narrenzünfte und Karnevalsvereine sind Gründungen des 19. und 20 Jahrhunderts, die stolz auf  ihre Traditionen verweisen, aber allenfalls "ahnen, was damals Tradition" war, wie Andreas Bässler, sagt, der zu Spottgilden und Narrenzünften forscht. Der "Schalknarr" von heute, sei allenfalls "die entschärfte Variante dessen, was es früher gab".

Autor: Herbert Hoven

Redaktion: Gundi Große

Der Narr

WDR 5 Neugier genügt - das Feature 08.02.2024 20:19 Min. Verfügbar bis 06.02.2025 WDR 5 Von Herbert Hoven


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