Erlebte Geschichten (29.03.2022)
Der Friedenspolitiker Winfried Nachtwei
Stand: 16.03.2022, 17:18 Uhr
"Dies sind die düstersten Tage der letzten Jahrzehnte in Europa“, ruft Winfried Nachtwei 5000 Menschen auf Münsters Prinzipalmarkt zu. Putins Angriff auf die Ukraine war auch für ihn ein Schock. Dabei hat der langjährigen Außenpolitiker der Grünen in seinem Leben schon einige politische Dramen erlebt.
Von Heiner Wember
Windfried "Winnie" Nachtwei blickt auf 75 Jahre eines bewegten Leben zurück: Er begann als Messdiener in Dorsten, wurde später Offizier in einem Atomwaffen-Verband der Bundeswehr. Während des Studiums in Münster radikalisierte er sich nach links und schloss sich dem kommunistischen KBW an. Dann wurde er Lehrer. Während seine Frau Angela für das Notärzte-Komitee in Kambodscha, Somalia und Uganda arbeitete, kämpfte er gegen Atomkraftwerke und die NATO-Nachrüstung. In seinen 15 Jahren als Bundestags-Abgeordneter wurde er ein hartnäckiger Vertreter der grünen Außenpolitik.
Nachtwei verfolgte auch die Spuren der Judendeportationen aus Westfalen und sorgte für enge Kontakte nach Riga und zu einer Gedenkstätte in Lettland. Von Putins Krieg lässt er sich nicht entmutigen und hält an dem fest, was er für einen Politiker als wichtig ansieht: Frustrations-Toleranz und einen langen Atem. Dass heute tausende Menschen einem Aufruf von CDU, SPD, Grünen und FDP folgten und sich über das Unrecht des Ukraine-Kriegs empören: Für Winfried Nachtwei ist das ein mutmachendes Zeichen, dass die deutsche Gesellschaft sich gewandelt hat.
Redaktion: David Rother