Erlebte Geschichten mit Ma Braungart
Weiberfastnacht 1968 ist "George Sand" eröffnet worden und hat 34 Jahre bestanden. Seine Gründerin und Inhaberin, Ma Braungart, ein Urgestein der Kölner Frauenbewegung, musste das Lokal - das sich eher als Begegnungsstätte verstand - wegen Schulden 2002 schließen.
Von Uschi Müller
Ein edles Restaurant hat in den Räumen, die Geschichte geschrieben haben, Einzug gehalten. In den ersten Monaten Ende der 60er Jahre kamen fast nur lesbische Frauen in das Lokal der in Königswinter geborenen 70-jährigen. Doch "George Sand" sollte kein ausschließlicher Frauentreffpunkt sein.
Den Männern Manieren beibringen
"Wir ließen immer Männer rein, damit die mitbekamen, wie sie sich Frauen gegenüber zu verhalten hatten!" Mit ihrem Anspruch, das Selbstbewusstsein ihrer weiblichen Gäste zu stärken und Männern Manieren beizubringen, hat sich die ehemalige Balletttänzerin bekannt gemacht: "Das wusste jeder in Köln: Im George Sand fliegt jeden Abend ein Mann raus, weil er sich nicht benommen hat!"
Für alle ein offens Ohr
Mit Melancholie denkt sie zurück an die Jahre, an die zahlreichen Anekdoten und Erlebnisse in ihrer Bar. Sie bewirtete so manche Künstler wie Gisela Holzinger oder Günter Lamprecht, leistete Aufbauhilfe für das Selbstbewusstsein ihrer weiblichen Gäste. In den über 30 Jahren hat die immer noch sehr agile "Ma" viele Beobachtungen über die Verhaltensweisen der "Menschenkinder", wie sie die Gesellschaft gerne nennt, gemacht.
Eine Träumerin in Geldnot
Männer kommen da eher schlecht weg, sie sind ungehobelt, stumpf, und behandeln die Frauen ohne jeglichen Respekt. Frauen sind die starken und einfühlsamen, die leider zu ihrem Unverständnis immer noch zu viel den Männern überlassen. Die einstige Baletttänzerin tut sich noch sehr schwer mit dem Gedanken, dass alles vorbei ist: "Als meine Bar ausgeräumt wurde, saß ich wie gelähmt da. Ich fühlte eine Leere in mir."
Die Ideen gehen ihr nicht aus
Heute trifft man sie schon mal in ihrem Lieblingscafé: "Was man hier alles für Menschenkinder sieht, ihre privaten Darbietungen und Szenen sind einfach großartig". Die divenhafte Gastrodame denkt oft darüber nach, wie sie ihr "Georg Sand" hätte retten können, sie suchte lange nach eventuellen Betreiberinnen, die mit etwas Geld in ihrem Sinne das Geschäft hätten weiterführen können. Leider konnte sie niemanden finden. Die urwüchsige Frau gibt nicht auf, auch mit 70 hat sie genug Ideen, um noch viele Jahre weiter zu machen. So hatte sie ihr 34-jähriges Jubiläum kurzer Hand in ein Blumengeschäft um die Ecke auslagert, umgeben von roten Rosen und bunter Flora-Auswahl mit einigen Kisten Rotwein.
Redaktion: Mark vom Hofe