Erlebte Geschichten mit der Berlinerin Hermine Levy
"In Genua hab' ich Gott gedankt!" - Hermine Levy wächst gutbürgerlich und wohl behütet im Berlin der 20er Jahre auf. Der Familie geht es so gut, dass sie sich fünfköpfig alljährlich einen Urlaub an der See oder in den Bergen erlauben kann - bis zum Tag der Machtergreifung.
Von Katrin Fromme
Die damals 15-jährige Hermine ist Augenzeugin einer öffentlichen Bücherverbrennung und ahnt, was auf die jüdische Familie zukommt. Sie drängt ihre Eltern zur sofortigen Emigration, doch erst im März 1939 gelingt die Ausreise. Mit dem Zug nach Genua, dann mit einem Ozeanriesen über Bombay und Hongkong nach Shanghai.
Eine wenig verheißungsvolle Ankunft in China
Die Einheimischen begegnen den Flüchtlingen mit großem Misstrauen. Die vermeintliche Sicherheit verkehrt sich 1943 schlagartig, als die Japaner Shanghai erobern und 20 000 verfolgte Europäer in Kriegsgefangenschaft nehmen. In dieser trostlosen Zeit lernt Hermine ihren aus England stammenden Mann kennen. Ein Jahr nach Kriegsende beschließen sie, in Australien einen Neuanfang zu wagen.
Redaktion: Mark vom Hofe