Erlebte Geschichten (26.09.2023)
Der Verhandler: Helmut Neuhaus, Polizeibeamter
Stand: 24.08.2023, 16:55 Uhr
Der Druck war groß, manchmal so groß, dass Helmut Neuhaus unbedingt aus der Gesprächssituation heraus wollte. "Insbesondere weil man immer vor Augen hat: Wenn Du jetzt irgendwie was Falsches sagst, dann kann es sein, dass der Täter der Geisel etwas antut." Aber Neuhaus musste weiter sprechen, denn er war der Verhandler.
Von Martin Herzog
Helmut Neuhaus war derjenige auf Seiten der Polizei, mit dem der Täter kommuniziert, manchmal nur wenige Minuten lang, manchmal über Stunden und Tage. "Da hat man ständig Druck, dass man vielleicht das Falsche macht."
Bankraub, drohender Suizid, Familiendrama, Geiselnahme - als Mitglied der Kölner Verhandlungsgruppe sprach der Polizeihauptkommissar zwei Jahrzehnte lang mit Menschen in Extremsituationen, und versuchte dabei, sie und vor allem ihre Opfer aus diesen Situationen heraus zu lotsen. Nicht selten ging es dabei um Leben und Tod.
Die dramatischste von all den dramatischen Verhandlungen führte Neuhaus 1999 mit einem Bankräuber, der sich mit drei Geiseln in der Tiefgarage der Landeszentralbank in Aachen verschanzt hatte. Über drei Tage und zwei Nächte verhandelte Neuhaus in Wechselschichten immer wieder mit dem Geiselnehmer - stets über den Umweg einer Geisel, die für den Gangster als Mittler fungierte. Während sich die Lage immer weiter zuspitzte und der Geiselnehmer nicht davor zurück schreckte, auf seine Opfer zu schießen und sie mit Handgranaten zu verdrahten, musste Neuhaus stets die Ruhe bewahren und versuchen, den Täter zur Aufgabe zu bewegen. Groß war seine Erleichterung, als die Geiselnahme am dritten Tag zu Ende ging und alle drei Geiseln überlebten.
In den Erlebten Geschichten erzählt Helmut Neuhaus WDR-Reporter Martin Herzog von der nervenaufreibenden Arbeit als Polizei-Verhandler.
Redaktion: David Rother