In den Jahrzehnten dazwischen brachte es Rainer Eppelmann vom Hilfsarbeiter und Maurerlehrling zum Theologiestudenten und Jugendpfarrer. Im vermeintlichen Arbeiter- und Bauernparadies organisierte er staatszersetzende Blues-Messen für langhaarige Jugendliche, die mit den Blauhemden der FDJ nichts anzufangen wussten.
Er startete mit Bürgerrechtler Robert Havemann den Berliner Appell für Abrüstung und musste sich dafür staatlich bespitzeln und unter Druck setzen lassen. Immer wieder saß er im Gefängnis, mindestens dreimal trachtete die Stasi ihm nach dem Leben, einmal hätte sie es fast geschafft.
Rainer Eppelmann galt als Staatsfeind Nummer eins in der DDR. Er wies mit einer Gruppe von Aktivisten Wahlfälschung bei den Volkskammerwahlen nach und gründete im Wendejahr 1989 eine Partei.
Den Fall der Mauer erlebte er am Grenzübergang Bornholmer Straße. Als kein einziger Schuss fiel und die Menschen an offenen Schlagbäumen vorbei unbehelligt in den Westen strömten, blieb er staunend zurück.
Dass ausgerechnet er ein Jahr später zum Minister für Abrüstung und Verteidigung der DDR ernannt wurde, nennt man wohl Ironie der Geschichte.
Redaktion Ronald Feisel