Er hat seinen Traum vom einfachen und gemeinschaftlichen Leben mit anderen irgendwann in die Tat umgesetzt. Vor vierzig Jahren ist der gebürtige Dormagener in die Emmaus-Gemeinschaft im Kölner Norden gezogen. Er ist seither so etwas wie der oberste Lumpensammler von Köln.
Emmaus ist eine Hilfsorganisation, die in vielen Ländern der Erde nach demselben Prinzip funktioniert: Gemeinschaften, in der Obdachlose nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch Arbeit finden. Die Mitglieder sammeln die weggeworfenen Lumpen der Wohlstandsgesellschaft, verkaufen sie wieder und finanzieren sich so ihren Lebensunterhalt. Das gilt auch für Willi Does. Jeder, sagt er, habe das Recht auf eine Wohnung. Ganz egal, ob er alkoholkrank sei. Psychische Probleme habe. Oder durch andere Lebensunfälle an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden sei.
Als sich Willi Does für das Leben in einer Emmaus-Gemeinschaft entschied, verzichtete der gelernte Elektriker und Buchhändler bewusst auf einen gut bezahlten Job und zog ein Leben in Armut vor. Er und seine Familie hätten sich aber nie arm gefühlt, sagt er rückblickend. Auch seine Kinder hätten sich bislang nicht beschwert. Sein großes Vorbild ist der französische Priester Abbé Pierre, der die Emmaus-Gemeinschaften Ende der 1940er Jahre in Frankreich gründete.
Willi Does, der Linke mit dem großen sozialen Gewissen, sagt, dass er früher sogar den heiligen Franziskus noch habe links überholen wollen. Jugendliche Spinnereien nennt er das heute. Seiner Grundüberzeugung aber ist er treu geblieben: Der 67-jährige kämpft gegen Armut und Obdachlosigkeit und Ausgrenzung. Und er lebt vor, dass ein einfaches Leben ohne Überfluss möglich ist. Inzwischen ist Willi Does zwar im Ruhestand, will aber die Kölner Emmaus-Gemeinschaft noch ein paar Jahre weiter leiten.
Redaktion: Gesa Rünker