Erlebte Geschichten (26.01.2021)
Wera Bunge - "Berliner Salondame"
Stand: 06.01.2021, 14:45 Uhr
Wera Bunge, 76 Jahre alt war zweimal verheiratet, hat zwei Kinder großgezogen, war anschließend 15 Jahre lang die Assistentin der Generalmusik- und Operndirektoren des Theaters in Saarbrücken und Mitorganisatorin des dortigen Französischen Theaterfestivals Perspectives.
Von Melahat Simsek
Dann kam ein Rentenbescheid, auf dem stand: 1.100 Euro. Pünktlich zum Rentenbeginn krempelt sie nochmal ihr Leben komplett um und zieht nach Berlin. Als ehemalige Absolventin der Europaschule in Luxemburg ist sie Internationalität gewohnt und wählt eine Altbauwohnung im Multikulti-Kiez Kreuzberg.
Mit ihrer Reibeisenstimme, geformt von Zigaretten und viel Leben, entdeckt sie das Berliner Nachtleben für sich. Wera Bunge möchte raus aus dem Netz, sich neu erfinden und rein in die Anonymität. In Berlin kann sie tun und lassen was sie will.
Seither mischt die 76-jährige eine Berliner Szenebar auf, wo Sie seit drei Jahren die Gastgerberin mimt. Die Salondame begrüßt die Gäste, serviert Cocktails und bringt Menschen zusammen. "Als Rentnerin", sagt sie, "mit einer moderaten Rente, brauche ich den Job, um über die Runden zu kommen."
In dieser Kreuzberger Szene-Bar ging auch alles andere los, was Wera Bunge heute macht. Sie arbeitet als Sprecherin für Film-und Hörfunk, ist Werbemodel, und letztes Jahr erschien ein Buch über Sie und weitere Frauen, die nach der Rente nochmal durchstarten, wo die 76-jähriege das Cover ziert. Für die Alt-Achtundsechzigerin ist es ein Traumjob.
Redaktion Hildegard Schulte