Omri, der frisch geschieden ist, begegnet bei einer Reise in Bolivien einem Paar in seinen Flitterwochen und fühlt sich von der frischgebackenen Ehefrau angezogen. Asher Caro, ein Arzt, sucht nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau die Nähe zu einer jungen Assistenzärztin. Chellis Mann Ofer verschwindet spurlos bei einem Spaziergang. Drei in sich geschlossene Geschichten, deren Protagonisten doch etwas verbindet.
In kurzen Begegnungen lernen sie einander flüchtig kennen und bilden sich eine, wenn auch oberflächliche Meinung voneinander. Aber kennen sie ihre Partnerinnen und Partner besser? Oder gibt es auch nach jahrzehntelangen Ehen immer noch blinde Flecken? Was bleibt von den engsten Gefährten, wenn sie auf einmal weg sind? Und leben die Trauernden wirklich ohne sie weiter oder haben die Erfahrungen sie so geprägt, dass der verschwundene Mensch doch in ihnen weiterlebt?
Es sind drei Liebesgeschichten, die aus dem Blickwinkel der übriggebliebenen Person erzählt werden. Sie werfen die Frage auf, ob die einseitige Darstellung der Wahrheit entspricht. Wo liegt die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge? Und auch die Brüchigkeit des Lebens wird in allen Geschichten thematisiert. Es geht um Verantwortung und Schuld sowie Veränderungen und Manipulationen. Packend und dramatisch von der ersten bis zur letzten Zeile.
Eine Rezension von Barbara Geschwinde
Literaturangaben:
Eshkol Nevo: Trügerische Anziehung
Aus dem Hebräischen von Ulrike Harnisch
dtv, 2024
304 Seiten, 24 Euro