Gemeinsamer Wetsermann-Wallentin-Tipp
"Die zerbrechliche Zeit" von Donatella di Pietrantonio
Stand: 28.11.2024, 18:11 Uhr
Donatella di Pietratonio ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Italiens, ihre Romane wurden vielfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Für ihren aktuellen Roman hat sie den "premio strega" bekommen, den wichtigsten italienischen Buchpreis.
Der Erfolg ist umso erstaunlicher, weil die Autorin im richtigen Leben Kinderzahnärztin ist, nur so nebenbei schreibt. Sie kennt den Landstrich gut, von dem sie in ihrem Roman erzählt: die Abruzzen.. Eine Gebirgskette östlich von Rom, mit abgelegenen Bergdörfern, die noch aus dem Mittelalter stammen. In einem dieser Dörfer spielt die Geschichte. Amanda, die Tochter der Ich-Erzählerin war eine strahlende, junge Frau, als sie zum Studium nach Mailand ging. Jetzt ist sie zurück, und wie ausgewechselt. Blass und wortkarg, mag nicht mehr aufstehen, nicht essen, scheut vor Berührungen zurück, reagiert dabei fast panisch.
Die Mutter hat Angst, es könnte etwas Schlimmes passiert sein. Ihre Gedanken gehen 30 Jahre zurück in die Vergangenheit, in der- so heißt es im Klappentext- sie nur ein Zufall vor dem Schlimmsten bewahrt hat. Ein Verbrechen, an dem sie sich seither schuldig fühlt. Falls Sie das Buch tagsüber lesen, machen Sie besser das Licht an, denn die Geschichte ist ziemlich düster, voll dunkler Melancholie. Springt zwischen einer dramatischen Mordnacht und der Gegenwart hin und her.
Die Spannung in diesem Buch ist beklemmend, auch wenn die Handlung langsam, fast schon stockend vorangeht. Eine Art verlangsamter Nervenkitzel.
Eine Rezension von Christine Westermann und Andreas Wallentin
Literaturangaben:
Donatella Pietrantonio: Die zerbrechliche Zeit
Aus dem Italienischen übersetzt von Maja Pflug
Kunstmann, 224 Seiten, 22 Euro.