Zoey steht im nassen Badeanzug auf der Dachterrasse ihres Hotels und schaut auf den Atlantik. Sie ist in Frankreich. An ihre Reise von Berlin hierher kann die junge Frau sich nur noch bruchstückhaft erinnern. Denn seit dem Tod ihrer Mutter, ist alles ein bisschen verschwommen.
Das letzte Mal waren sie gemeinsam hier. Jetzt ist Zoey zurückgekommen, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Hier, wo sie das letzte Mal zusammen glücklich waren. Im Bauwagen auf dem Campingplatz, ganz in der Nähe. Die Mutter, Zoey und Zoeys kleine Schwester Oda.
Bis Oda vor 20 Jahren von einem auf den anderen Tag verschwand und die Mutter zusammen mit Zoey den Campingplatz verließ, um nach Berlin zu ziehen. 7 Jahre war Zoey damals alt. Seither hatte sich ein Schleier des Schweigens über die Beziehung der beiden gelegt. Die Reise an die französische Atlantikküste wird für Zoey zu einer Reise in die Vergangenheit.
Zurück am Ort ihrer Kindheit sucht sie nach Antworten. Was ist damals wirklich passiert? Wieso hat die Mutter bis zu ihrem Tod nie mehr von Oda gesprochen? Und was von dem, an das Zoey sich erinnert, ist überhaupt real? Was kindliche Fantasie? Sie geht zur örtlichen Polizei, durchkämmt alte Zeitungen im Stadtarchiv und fragt auf dem Campingplatz herum. Begleitet wird sie von Marlène, einer Tänzerin, die im Hotel arbeitet und die vor zwei Jahren selbst ihren Vater verloren hat.
Franziska Gänsler zieht uns hinein in eine atmosphärische Spannung, die erst nachlässt, wenn auch die letzte Seite gelesen ist. Dabei bewegt sich ihre eindringliche, sehr bildliche und stellenweise poetische Sprache immer wieder an der Grenze zum Phantastischen. Bei aller Schwere der Themen zwischen Trauer und Verlust, sind es vor allem die einzelnen Figuren und ihre Beziehungen untereinander, die in all der Traurigkeit, die in diesem Roman steckt, doch Hoffnung spenden.
Eine Rezension von Amanda Andreas
Literaturangaben:
Franziska Gänsler: Wie Inseln im Licht
Kein & Aber, 2024
208 Seiten, 23 Euro
