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Buchcover: "Der Fluss und das Meer" von Natascha Wodin

Lesefrüchte

"Der Fluss und das Meer" von Natascha Wodin

Stand: 14.12.2023, 13:10 Uhr

In Natascha Wodins Erzählungen geht es um die Außenseiter unserer Gesellschaft: eine Nachbarin, deren Tod niemand kümmert, einen Psychiatriepatienten, der Musik liebt. Jede einzelne Geschichte öffnet einen großen Erzählkosmos und bleibt lange im Kopf.

Fünf Erzählungen mit einer Gemeinsamkeit: sie handeln von den Wunden, die Menschen zu dem machen, was sie sind. Natascha Wodin gibt den Außenseitern, den Kaputten und Verstoßenen eine Stimme.

Schon die Titelgeschichte "Der Fluss und das Meer" entwickelt einen ganz eigenen Sog. Ausgehend vom Selbstmord ihrer Mutter im kleinen Fluss Regnitz bei Fürth, nimmt Natascha Wodin die Leser mit bis zum Asowschen Meer in der heute vom Krieg gezeichneten Ukraine.

In "Nachbarinnen" geht es um Frau Meisinger, die über Jahre immer mehr verwahrlost und schließlich stirbt. Alle bekommen das mit, keiner greift ein.

Natascha Wodins Erzählungen handeln von dem Gefühl, nicht richtig zu sein und nicht dazu zu gehören. Es geht um die Suche nach Heimat und das Scheitern am Leben. Jede einzelne Geschichte hätte auch ein Roman werden können, jede klingt lange nach.

Eine Rezension von Theresa Hübner

Literaturangaben:
Natascha Wodin: Der Fluss und das Meer. Erzählungen
Rowohlt Verlag, 2023
192 Seiten, 22 Euro