Buchcover: "Zu hoch gepokert" von Ross Thomas

Krimicheck

"Zu hoch gepokert" von Ross Thomas

Stand: 01.09.2023, 11:37 Uhr

Philip St.Ives, der Poker-spielende und ansonsten völlig unheldische Dandy, gerät bei einem Deal mit Antiquitäten-Dieben in einen Hinterhalt und von da an in große Gefahr. - Die erste vollständige Übersetzung von Gisbert Haefs ist ebenso rasant und bereitet ein diebisches Vergnügen.

Philip St. Ives kommt aus New York nach London, wo auf dem Friedhof von Highgate in einem Grab gleich neben dem von Karl Marx das 3-Millionen-Pfund teure Schwert Ludwigs des Heiligen auf ihn warten soll. Das wurde vor kurzem gestohlen und für eine satte Provision soll St. Ives es seinem Besitzer wiederbeschaffen.

Doch statt des Schwertes liegt ein frischer Toter im Grab und im Hotelzimmer wartet jemand von Scotland Yard auf ihn. Der elegante Dandy, Scotch-Trinker und Spieler St.Ives hat "zu hoch gepokert".

Statt "Zu hoch gepokert" hieß der Roman in seiner ersten deutschen Übersetzung von 1974 ohne einen Bezug zum Inhalt "Ein scharfes Baby" und war außerdem noch sinnentstellend um mehr als die Hälfte gekürzt. Die neue Übersetzung von Gisbert Haefs wird dem jetzt erstmals in einer vollständigen Ausgabe auf deutsch vorliegenden Roman dagegen vollkommen gerecht.

Mühelos transportiert sie die ironische Grundstimmung der St-Ives-Romane von Ross Thomas und vor allem das Markenzeichen dieses Autors, seinen coolen, lakonischen Stil. Diese Lakonie hat nichts Aufgesetztes und Manieriertes wie bei vielen anderen hard-boiled-Krimiautoren, sondern passt vollkommen zu dem Milieu, in dem Ross Thomas seinen sympathisch unheldenhaften Helden agieren lässt.

Es ist die Welt der Hochstapler und Trickbetrüger, der kleinen Gauner und harten Jungs, die der Philip St.Ives-Erfinder Ross Thomas den Lesern nahebringen kann wie kein zweiter. Da ist es eigentlich egal, wenn am Schluss das Schwert Ludwig des Heiligen auf immer in der Themse versinkt.

Eine Rezension von Peter Meisenberg

Literaturangaben:
Ross Thomas: Zu hoch gepokert. Ein Philip-St. Ives-Fall.
Aus dem Amerikanischen von Gisbert Haefs
Alexander-Verlag, 2023
256 Seiten, 16,90 Euro