Krimicheck
"Die Vermisste" von Caroline Corcoran
Stand: 11.01.2024, 17:12 Uhr
Noch freuen sich alle über die Geburt eines Mädchens, da verschwindet die junge Mutter spurlos aus dem Krankenhaus. Der fassungslose Vater setzt alle Hebel in Bewegung, seine Frau zu finden. Doch die hat ihre Spuren verwischt. Aus gutem Grund, wie sich nach und nach herausstellt.
Schon der Einstieg lässt einen fassungslos zurück: Romilly hat soeben ihr Baby zur Welt gebracht. Eine Tochter. Marc, der Vater ist präsent und überglücklich. Doch wenige Stunden nach der Geburt ist Romilly verschwunden. Unauffindbar. Hat sie sich einfach aus dem Staub gemacht und das Baby samt Ehemann zurückgelassen? Oder ist ihr etwas passiert? Wurde sie entführt? Ermordet?
Zunächst reagiert die Umwelt ungläubig und verwirrt. Doch nach einer Weile müssen alle akzeptieren, dass die junge Mutter einfach nicht da ist. Marc, der Vater sich von nun an um die Kleine kümmern muss. Assistiert von Romillys Schwester und ihrer besten Freundin.
Ziemlich schnell hat Marc eine Erklärung parat, warum seine Frau unauffindbar ist: Sie leidet, darauf besteht er, an einer postnatalen Psychose und muss deshalb schnellsten aufgefunden werden. Doch das ist nicht so leicht. Denn Romilly hat offenbar alles getan, um ihre Spuren zu verwischen. Nur warum? Vor wem versteckt sie sich, wenn sie denn noch lebt?
Eine unglaubliche Geschichte, erzählt aus wechselnden Perspektiven: Mal aus Sicht des besorgten Ehemanns, mal aus der Romillys, mal kommt ihre beste Freundin zu Wort.
Und so nach und nach fügt sich ein Puzzleteilchen zum nächsten, lässt die handelnden Personen in immer neuem Licht erscheinen und verunsichert, so gut es geht, durch eine Lektüre voller Wahrheiten, die sich schon bald als Unwahrheit entpuppen. Aufwühlend wird hier mit Glaubwürdigkeit und Lüge jongliert.
Eine Rezension von Ingrid Müller-Münch
Literaturangaben:
Caroline Corcoran: Die Vermisste
Aus dem Englischen von Sybille Uplegger
Heyne Verlag, 2023
16 Euro, 476 Seiten