Hörbuchcover: "Schönwald. Autorenlesung" von Philipp Oehmke

Hörbuch der Woche

"Schönwald. Autorenlesung" von Philipp Oehmke

Stand: 10.08.2023, 08:32 Uhr

Vertuschung, Verdrängung und das große Schweigen – das ganz normale Leben einer wohlsituierten Bildungsbürgerfamilie. Philipp Oehmke entlarvt den Zeitgeist am Beispiel der Schönwalds im Stil der "Great American Novel" und legt am Ende alles in Scherben.

Vertuschung, Verdrängung und das große Schweigen – das ganz normale Leben einer wohlsituierten Bildungsbürgerfamilie. Philipp Oehmke entlarvt den Zeitgeist am Beispiel der Schönwalds im Stil der "Great American Novel" und legt am Ende alles in Scherben.

Deswegen überzeugt auch das Hörbuch. Das liest der Autor selbst. An Oehmkes Stimme muss man sich allerdings gewöhnen. Aber nur kurz. Denn der Text ist so süffig-flüssig, mit dem Schwung eines Reporters erzählt, mit viel Dialog und Augenzwinkern, da kommt Oehmke nie ins Schwafeln. Und: er hält den Bogen. Das ist bei über 15 Stunden eine große Kunst.

"Schönwald" ist das Ergebnis einer Analyse des Generationenkonflikts zwischen Boomern und Millennials. Dazwischen die Generation X, die sich durch Ironie zu schützen versucht. – Das sind die Schönwald-Nachkommen. Damit ist der Roman auch eine große Entzauberung. Denn ob weiße Upper Class oder woke Kids, jeder hat etwas Abstoßendes. Aber Oehmke geht es um etwas anderes. Er will wissen: Wie geht Familie? Welche Dynamiken trägt man über Generationen hinweg? Und wie kann man die Spirale aus Verdrängung und Schuldzuweisungen verlassen? "Schönwald" könnte ein Roman des Jahres werden, und das, obwohl er nicht besonders "literarisch" daherkommt. Allen, denen 540 Seiten zu viel oder im Gepäck zu schwer sind, empfiehlt sich das Hörbuch. Ja, es ist gewöhnungsbedürftig, aber ein jetztzeitiges Erlebnis.

Eine Rezension von Corinne Orlowski

Hörbuchangaben:
Philipp Oehmke: Schönwald
Ungekürzte Autorenlesung, tacheles! Roof Music, 2 mp3-CD, ca. 15 Stunden, 25 Euro.

Die Buchvorlage ist bei Piper erschienen.