Buchcover: "Pläsier" von Guy de Maupassant

Buch der Woche

"Pläsier" von Guy de Maupassant

Stand: 15.06.2023, 20:44 Uhr

Vier Erzählungen von Lust und Leidenschaft, ihren Fallstricken und Abgründen. Hier geht es verhängnisvoll, gewalttätig, auch tödlich zu. Und nebenbei zelebriert Maupassant sommerliche Landschaften als Sinnenfest.

Ein Mann bricht auf einem Maskenball halbtot zusammen. Seine Maske zeigt ein jugendlich-frisches Gesicht, dahinter steckt ein verlebter alter Sack, der auf junge Frauen aus ist. In einer anderen Geschichte geht es um einen Selbstmordversuch aus Eifersucht und Verzweiflung.

Maupassant erzählt von gelangweilten Männern und ihrem Lieblingsort, einem Bordell auf dem Lande, und lässt einen jungen Mann, der seine Freundin beim Sex mit einer Frau erwischt, schockiert in den Tod stürzen.

"Pläsier" ist schroff, derb, realistisch, und während vor allem Männer reihenweise abstürzen, werden sommerliche Wiesen und Felder impressionistisch beschrieben. Maupassant war die Malerei seiner Zeit vertraut, mit Claude Monet hatte er freundschaftlichen Kontakt, und es ist schon bemerkenswert, wie hier feinsinnigste Naturbetrachtungen auf Gier und Verzweiflung prallen.

Die männlichen Pläsier-Sucher, die von Leidenschaft Verblendeten, kommen bei Maupassant ziemlich schlecht weg, noch schlechter freilich die Frauen, die er mit unverblümter Arroganz, oft Verachtung schildert. Für ihn sind sie fast durchweg dumm, schwatzhaft, teils nichts als hässlich, teils sind sie dämonische Verführerinnen.

Sein Frauenbild möchte man Maupassant gerne um die Ohren hauen, aber deswegen eben nicht gleich alles zum Teufel schicken. Denn wie er mit wenigen erzählerischen Strichen komplexe Situationen hervorzaubert und pointiert erzählt, ist nach wie vor fesselnd und in der geschmeidigen Überstzung von Elisabeth Edl rundum lesenswert.

Der Buchtitel "Pläsier" bezieht sich übrigens auf den gleichnmigen Film von Max Ophüls aus dem Jahre 1952. Der deutsch-französische Regisseur hat die vier Erzählungen seinem Drehbuch zugrunde gelegt, am Ende aber nur die ersten drei inszeniert. Der Film ist abrufbar beim Streamingdienst LaCinetek.

Eine Rezension von Ferdinand Quante

Literaturangaben:
Guy de Maupassant: Pläsier. Vier Erzählungen
Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl
Alexander Verlag, 2022
152 Seiten, 16,90 Euro