Autor im Gespräch

Uwe Timm über "Alle meine Geister"

Stand: 08.09.2023, 11:04 Uhr

In seinem autobiografischen Buch "Alle meine Geister" erzählt Uwe Timm die Geschichte seines Erwachsenwerdens. Von den Lehrjahren als Kürschner in Hamburg und seiner literarischen, politischen und sexuellen Initiation.

Uwe Timm ist in Hamburg als Sohn eines Pelzhändlers aufgewachsen. Mit 14 Jahren beginnt er eine Lehre zum Kürschner; er soll eines Tages das Geschäft seines Vaters übernehmen.

Als der Vater mit nur 58 Jahren an einem Herzschlag stirbt, ist Uwe Timm selbst erst 18 Jahre alt und hat gerade seine Ausbildung abgeschlossen. Er stellt fest, dass das Unternehmen des Vaters völlig überschuldet ist. Gemeinsam mit seiner Mutter kann er "Pelze Timm" unter massiver Selbstausbeutung retten.

Den gerade begonnen Besuch des Abendgymnasiums muss er zunächst unterbrechen. Seiner Liebe zur Literatur tut das keinen Abbruch; nachts und in ruhigen Zeiten im Sommer liest er. Nach der Sanierung und dem Verkauf des Geschäfts holt er sein Abitur nach und studiert Philosophie und Germanistik.

Uwe Timm erzählt in "Alle meine Geister" nicht nur von seinem zähen Durchhaltewillen, auf dem Weg ein Denker und Schriftsteller zu werden. Zugleich ist sein autobiografisches Werk auch eine Chronik des Entstehens der Bundesrepublik nach dem Krieg und die eines gesellschaftlichen und politischen Wandels.

Es ist ein persönliches Buch, das sehr unprätentiös und leicht davon erzählt, wie viel Ausdauer, Kraft und Mut es erfordert, seine Ziele zu erreichen trotz vielfältiger Hindernisse. Ein Werk, das ermutigt und Freude macht.

Ein Beitrag von Michael Reinartz

Literaturangaben:
Uwe Timm: Alle meine Geister
Kiepenheuer & Witsch, 2023
288 Seiten, 25 Euro