Die 1968 in Neuseeland geborene Lyrikerin und Singer-Songwriterin hat maorische Wurzeln und schreibt sowohl über ihre Wahlheimat Berlin als auch über die Geschichte der Maori.
So liest man in dem Gedicht "He Kanohi Kitea - Ein Gesicht gesehen" beispielsweise die Zeile "an unseren Kehlen immer Krägen", womit Baker auf die Kolonialgeschichte und die Unterwerfung der Maori anspielt.
Die Lyrikerin Ulrike Almut Sandig ist in den Wortcosmos ihrer Kollegin hineingetaucht und hat Hinemoana Bakers Gedichte mit sehr viel Feingefühl ins Deutsche übersetzt. So erscheint der Band als zweisprachige Ausgabe.
Die Gedichte leben auch von Kontrasten. Die Farbe Gold trotzt dem Schwarz der Wolke, Scharfkantiges trifft auf Geschmeidig-Rundes und die neuseeländischen Vögel singen gegen den Lärm der Großstädte an.
In ihrem Band "Funkhaus" sendet Hinemoana Baker Wellen aus, die einen Sound aus vielen Klängen erzeugen. Sie collagiert Alltagsbeobachtungen, kollektive Erinnerungen, Natureindrücke, Freude, Trauma und Traumhaftes kunstvoll ineinander und lässt ihre Leserinnen und Leser über den Rand der Wörter hinaus schauen, hinter denen neu entstandene Vorstellungsräume aufleuchten.
"Worte sind Goldziegel aus Licht bei schönem Wetter" heisst es in dem titelgebenden Gedicht. Hinemoana Bakers "Funkhaus" fasziniert auch deshalb, weil die Lyrikerin uns in ein Meer aus Gefühlen eintauchen lässt, wobei unsere "Hand immer auf dem Schmerz" liegt.
Eine Rezension von Claudia Cosmo
Literaturangaben:
Hinemoana Baker: Funkhaus.
Zweisprachige Ausgabe
Aus dem neuseeländischen Englisch von Ulrike Almut Sandig
Voland & Quist Verlag, 2023
160 Seiten, 22 Euro