Subtil − frankophil & große Heidelberger Liederhandschrift
In der ersten Vesperstunde geht es um extravagante Musik im Stil der 'Ars subtilior' von Komponisten wie Johannes Ciconia, Matteo da Perugia und Antonio Zachara Da Teramo. Im Mittelpunkt der zweiten Vesperstunde steht eine jahrhundertealte, kostbare Handschrift mit mittelhochdeutschen Lied- und Spruchdichtungen.
- Sendehinweis: Vesper | 29. Juni 2024, 17.04 - 19.00 Uhr | WDR3

Der Papstpalast in Avignon – für 68 Jahre die Residenz der Päpste
Vesper I
Subtil − frankophil
17:04 - 17:45 Uhr
Ihren Ursprung hat die Ars subtilior im späten 14. Jahrhundert am französischen Königshof bzw. am päpstlichen Hof in Avignon. Von dort nahm sie ihren Weg vor allem nach Norditalien und an den Königshof auf Zypern. Musik im Stil der Ars subtilior klingt auch für uns heute überraschend modern und unkonventionell. Wie spektakulär muss sie dann erst auf die Hörer um 1400 gewirkt haben! Das liegt vor allem an ihrer rhythmischen Struktur. So haben in mehrstimmigen Stücken die einzelnen Stimmen immer ihren ganz individuellen Rhythmus und oft sogar ein eigenes Metrum – was heutzutage als Polyrhythmik bezeichnet wird und eigentlich ein Merkmal sehr viel späterer Musikepochen ist.
Von Gela Birckenstaedt
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Titel / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Jacob de Senleches | La harpe de mellodie Virelai (3'11'') | Fortuna Canta |
Johannes Ciconia | O Petre Christi discipule Motette zu drei Stimmen (3'12'') | Diabolus in Musica Leitung: Antoine Guerber |
Anonymus | Kyrie 'Rondello' (6'16'') | Mala Punica Leitung: Pedro Memelsdorff |
Anonymus | Rosetta Ausführung mit Fiedel und Mittelalterlaute (2'36'') | La Fonte Musica Leitung: Michele Pasotti |
Antonio Zachara Da Teramo | Gloria 'Rosetta' zu 3 Stimmen (6'43'') | La Fonte Musica Leitung: Michele Pasotti |
Matteo da Perugia | Credo (5'55'') | Mala Punica Leitung: Pedro Memelsdorff |
Anonymus | Alleluia (Fragment / Improvisation) in vokaler Ausführung (1'28'') | Mala Punica Leitung: Pedro Memelsdorff |

Sängerkrieg auf der Wartburg; Ausschnitt: Die sieben Sänger; Aus: Grosse Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse). Heidelberg
Vesper II
Große Heidelberger Liederhandschrift
18:04 - 19:00
In der Heidelberger Universitätsbibliothek wird eine der wichtigsten mittelalterlichen Handschriften aufbewahrt: der 'Codex Manesse', auch 'Große Heidelberger Liederhandschrift' genannt. Sie enthält Lied- und Spruchdichtungen von weit über 100 Dichtern des Spätmittelalters, darunter Walther von der Vogelweide, Neidhart von Reuenthal und dem so genannten Tannhäuser. Ihre Lieddichtungen erzählen von der Minne, der höfischen Liebe. Die Bezeichnung 'Lieddichtung' lässt vermuten, dass der Codex Text und Musik enthält. Tatsächlich besteht er aber ausschließlich aus Gedichten. Die wurden im Spätmittelalter allerdings singend vorgetragen. Was heutige Sänger*innen vor die Aufgabe stellt, für die Texte passende, an anderer Stelle überlieferte alte Melodien zu finden.
Von Gela Birckenstaedt
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Werk / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Der Tannhäuser (Text) | Steter dienest der ist gvot (2'59'') | I Ciarlatani |
Dietmar von Aist (Text) Reinmar der Alte (Text) | Der winter were mir ein zit Habe ich friunt die wünschen ir (5'18'') | I Ciarlatani Leitung: Klaus Winkler |
Walther von der Vogelweide (Text) | Unter den Linden (6'15'') | Ensemble Céladon Leitung: Paulin Bündgen |
Walther von der Vogelweide (Text) | Palästinalied (Münstersches Fragment) (7'22') | per-sonat |
Der wilde Alexander (Text) | Myn trurichlichiz klagen (instrumental) (6'55'') | Norbert Rodenkirchen, Traversflöte |
Neidhart von Reuenthal | Willekome eyn sommerweter suze (Neidhard-Fragment) (5'51'') | Ensemble Leones |
Félix Verry | Tannhäuser Stampedes (3'43'') | Félix Verry, Fidel |
Friedrich von Hausen (Text) | Min herze vnde min lip die wellent scheiden (5'23'') | I Ciarlatani Leitung: Klaus Winkler |