Das lustige Ensemble von Gazzanigas lustiger Oper „L’isola d’Alcina"

23.09.2022 – Guiseppe Gazzaniga, "L’isola d’Alcina" in Leverkusen

Stand: 23.09.2022, 09:30 Uhr

Giuseppe Gazzaniga war ein Zeitgenosse Mozarts und komponierte im selben Jahr 1787 einen "Don Giovanni", der damals sogar erfolgreicher war als das Stück von Mozart. Im Leverkusener Erholungshaus im Rahmen des Kulturprogramms von Bayer präsentierte Werner Ehrhardt nun Gazzanigas "L'isola d'Alcina". Diese in Koproduktion mit den Schwetzinger Festspielen entstandene Produktion ist eine echte Opernsatire, und zwar auf die zahllosen Alcina-Opern des Barock, von denen die berühmteste wohl Händels gleichnamige Opera seria ist.

Alle gehen sie auf Ariosts Versepos "Orlando furioso" zurück. Bei Gazzaniga sind es aber keine Kreuzritter, die auf Alcinas Insel landen, sondern Zeitgenossen des aufgeklärten Zeitalters, ein Franzose, ein Spanier, ein Italiener, ein Engländer und später noch einer Deutscher. Sie alle haben von den Zauberkräften Alcinas gehört und schwören, sich nicht von ihr umgarnen zu lassen, sondern nur die gewissermaßen touristischen Vorzüge der Insel zu genießen. Recht schnell wird aber der Franzose schwach, während der Engländer viel zu stolz ist und in Form einer Registerarie (wie bei Mozart) von seinen Erfolgen bei den Frauen der höheren Stände prahlt. Es ist der pedantische deutsche Baron von Brikbrak, von Florian Götz in herrlichem italo-schwäbisch dargeboten, der den Bann der Alcina brechen kann, indem er ihr einfach den Zopf abschneidet. Und zwar unter der Anleitung der beiden Gehilfinnen von Alcina, die mit den Männern am liebsten das Weite suchen wollen. Francesca Lombardi Mazzulli als Alcina mit fast dramatischen Stimmtimbre verbalisiert ihr Unheil durch Fluchausstöße: "Geht doch, ihr Perfiden, aber glaubt nicht, dass ihr nun glücklich werdet", muss sich aber geschlagen geben. Und die Oper endet mehr oder weniger mit den Worten: "Nun ist es aber gut mit Weinen und Klagen".

Das alles wird von Werner Ehrhardt und seinem Orchester L‘arte del mondo mit präzisem komödiantischem Timing und von den Solisten mit Spielwitz und auswendig dargeboten. Man merkte in Leverkusen, dass hier eine szenische Produktion vorangegangen war. Musikalisch finden sich zahlreiche einfallsreiche Nummern wie die Arie des Spaniers Don Lopez, in der er sich im Don Giovanni-Furor eingestehen muss, dass seine Empfindungen für Alcina wie ein Vulkan in ihm brodeln oder ein schönes, durch Hörner angereichertes Klangfarbengemälde, in dem das Idyll der Insel geschildert wird. Aus der Leverkusener Produktion entsteht eine WDR-Aufnahme, die später auch auf CD erscheinen wird.

Einzige Vorstellung: 22.09.2022, in WDR 3 Oper am 26.03.2023

Besetzung:
Alcina: Francesca Lombardi Mazzulli
Lesbia: Alice Madeddu
Clizia: Margherita Maria Sala
Brunoro, ein Italiener: Enrico Iviglia
la Rose, ein Franzose: Kaëlig Boché
Baron von Brikbrak, ein Deutscher: Florian Götz
James, ein Engländer: William Wallace
Don Lopez, ein Spanier: José Antonio López

Orchester L’arte del mondo
Musikalische Leitung: Werner Ehrhardt
Musikalische Assistenz, Hammerklavier: Massimiliano Toni