Älterer Mann mit einem Sparbuch

US-Notenbank erhöht Leitzins erneut: Was bedeutet das für meine Finanzen?

Stand: 21.09.2022, 21:21 Uhr

Mit einer erneut starken Erhöhung des Leitzinses will die US-Notenbank Fed die Inflation bekämpfen. Welche Konsequenzen hat das für Sparer und Kreditnehmer?

Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die US-Notenbank Fed den Leitzins erneut kräftig erhöht. Die Zentralbank gab am Mittwoch eine weitere Anhebung der zentralen Zinssätze um 0,75 Prozentpunkte auf 3,0 bis 3,25 Prozent bekannt. Es ist bereits die fünfte Erhöhung in diesem Jahr und der dritte Anstieg um 0,75 Prozentpunkte in Folge. Auf derart drastische Maßnahmen hatte die Fed zuletzt in den 1970er und 80er Jahren zurückgegriffen.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen zuletzt kräftig angehoben. Anfang September ging es um 0,75 Prozentpunkte auf inzwischen 1,25 Prozent hoch. Mit weiteren Zinsschritten wird gerechnet.

Was bedeuten höhere Zinsen für den Einzelnen? Für Sparer, Hausbauer und Aktien-Besitzer zum Beispiel? Fragen und Antworten.

Warum sind hohe Zinsen das Mittel der Wahl gegen Inflation?

In einer Marktwirtschaft können sich die Preise von Waren und Dienstleistungen immer wieder ändern. Manche Produkte werden teurer, andere billiger. Steigen die Preise von Waren und Dienstleistungen allerdings auf breiter Linie, und nicht nur die Preise einzelner Produkte, so spricht man von Inflation.

In der Wirtschaftstheorie besteht immer dann Inflationsgefahr, wenn die Menge an Geld, die den Menschen zur Verfügung steht, schneller steigt als die produzierte Gütermenge. Die Nachfrage kann nicht befriedigt werden, steigende Preise sind die Folge.

Ein höherer Leitzins hat unmittelbare Folgen für die Geldwirtschaft: Es wird teurer, einen Kredit aufzunehmen. In der Folge verzichten Privatpersonen auf nicht notwendige Anschaffungen und Unternehmen sparen bei Investitionen. Weil insgesamt weniger investiert und gekauft wird, sinkt die Nachfrage und Waren und Dienstleistungen werden wieder günstiger.

Was bedeuten steigende Zinsen für Sparer?

Wer Geld auf der hohen Kante hat, könnte von der Entwicklung profitieren. Durch die von der EZB betriebene Nullzins-Politik haben Sparer jahrelang faktisch keine Zinsen für ihre Einlagen bekommen. Teilweise verlangten Banken sogar Strafzinsen für Guthaben: Wer Geld bei seiner Bank "parkte", musste dafür bezahlen.

In Zukunft wird es aber wieder Zinsen für Guthaben auf einem Sparbuch oder einem Tagesgeldkonto geben. Falls durch die neue Zinspolitik die Inflation tatsächlich gebremst wird, profitieren Sparer sogar zweifach: Einmal durch die höheren Zinsen und außerdem, weil der Wert ihres Vermögens nicht weiter dahinschmilzt.

Und was ist mit Kreditnehmern?

Ein höherer Leitzins bedeutet mittelfristig auch steigende Zinsen für Kredite. Das ist vor allem für Bauherren wichtig, die jahrelang von sehr niedrigen Zinsen profitiert haben. Allerdings sind nicht alle Kreditnehmer im gleichen Maße betroffen. Wer beim Abschluss des Kreditvertrags eine langfristige Zinsbindung vereinbart hat, der kann weiterhin mit stabilen Raten rechnen.

Wer allerdings darauf spekuliert hat, dass die Zinsen auf Dauer niedrig bleiben, und die zusätzlichen Kosten für eine Zinsbindung gescheut hat, der könnte bald vor einem Problem stehen: Schon ein kleiner Anstieg des Zinsniveaus kann die monatliche Belastung um mehrere Hundert Euro erhöhen.

Was ist mit dem Aktienmarkt?

Steigende Zinsen sind für Unternehmen in der Regel keine gute Nachricht: Weil auch sie für Kredite mehr bezahlen müssen, stellen sie geplante Investitionen oft zurück. Je nach Branche müssen sie auch damit rechnen, dass die Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen sinkt. Wenn es sich um Aktienunternehmen handelt, dann sind auch die Aktionäre davon unmittelbar betroffen: Die Dividende sinkt oder fällt völlig aus. Gleichzeitig sinkt der Wert der Aktien.

So beeinflusst der Leitzins die Inflation

Wer hingegen in Anleihen investiert hat, der könnte langfristig von höheren Zinsen profitieren.

Und was bedeutet das für Arbeitslose?

Das lässt sich zurzeit noch nicht sicher sagen. Einerseits sind steigende Zinsen schlecht für den Arbeitsmarkt, weil sich viele Unternehmen bei Neueinstellungen zurückhalten. Allerdings gibt es aktuell noch einen so hohen Bedarf nach Fachkräften, dass eine schnelle Trendwende am Arbeitsmarkt eher unwahrscheinlich erscheint.

Weitere Themen