Neuer Eigentümer für Galeria Kaufhof?

Aktuelle Stunde 09.04.2024 38:46 Min. UT Verfügbar bis 09.04.2026 WDR Von Jens Eberl

Galeria Karstadt Kaufhof in der Dauerkrise: Wie es dazu kam

Stand: 09.04.2024, 14:41 Uhr

Bei der insolventen Warenhauskette Galeria wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Ein US-Investor soll den Zuschlag erhalten haben. Doch Sanierungsversuche gab es schon viele - eine Chronologie.

Ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz soll sich im Bieterstreit um die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof durchgesetzt haben. Das meldeten am Dienstag mehrere Medien unter Berufung auf Verhandlungskreise. Zuerst hatte das "Handelsblatt" berichtet. Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios könnten die Verträge bereits am Mittwoch unterschrieben werden. Eine Bestätigung liegt noch nicht vor.

Wenn es zu dem Verkauf kommt, wäre es das vorerst letzte Kapitel in einer langen Reihe von - bisher erfolglosen -Rettungsversuchen für den kriselnden Kaufhauskonzern. Was ist bisher passiert? Ein chronologischer Überblick.

Investor für Galeria - Kaufhof gefunden

01:49 Min. Verfügbar bis 09.04.2026

2009: Insolvenz bei Karstadt

Nur zwei Jahre nachdem der ehemalige Bertelsmann-Manager Thomas Middelhoff den KarstadtQuelle-Konzern in eine neue Gesellschaft mit dem Kunstnamen Arcandor überführt hatte, ist schon wieder Schluss. Für die wichtigsten Arcandor-Gesellschaften, darunter Karstadt, wird im September das Insolvenzverfahren eröffnet. Insgesamt 13 Karstadt-Filialen müssen schließen, mehr als 1.000 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.

2010: Neuer Investor soll Karstadt retten

Investor Nicolas Berggruen

Nicolas Berggruen

Zahlreiche Kommunen erlassen Karstadt auf Bitten des Insolvenzverwalters die Gewerbesteuer. Wenig später unterschreibt der US-amerikanische Investor Nicolas Berggruen den Übernahmevertrag und wird als "Retter von Karstadt" gefeiert. Der Sanierungsplan sieht erhebliche Rabatte bei den Filialmieten vor, Mitarbeitende stimmen schmerzhaften Lohnkürzungen zu, Gläubiger verzichten auf rund zwei Milliarden Euro.

2012: Karstadt kommt nicht aus den roten Zahlen

Unter der Berggruen-Holding werden bald über 2.000 der verbliebenen 25.000 Stellen gestrichen. Trotzdem fährt Karstadt weiter hohe Verluste ein. Die Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko kauft für 1,1 Milliarden Euro Karstadt-Immobilien und bemüht sich um eine komplette Übernahme.

2014: Benko löst Berggruen ab

Nach nur vier Jahren zieht sich Berggruen zurück. Sein Nachfolger René Benko kauft die verbliebenen Kaufhäuser für einen symbolischen Euro. Eine Chance für Karstadt sieht Benko in der Fusion mit Galeria Kaufhof. Verhandlungen werden aufgenommen. Gleichzeitig gehen die Sanierungsbemühungen weiter: Weitere Karstadt-Filialen müssen schließen.

2015: Erster Versuch einer Vereinigung mit Galeria Kaufhof

Benkos Signa-Gruppe kommt bei Galeria Kaufhof nicht zum Zug. Stattdessen verkauft Metro die Kette mit 103 Kaufhäusern an den kanadischen Konzern Hudson's Bay Company (HBC).

2018: Fusion von Karstadt und Galeria Kaufhof

Nach langen Verhandlungen geben HBC und die Signa-Gruppe eine "Fusion unter Gleichen" bekannt. Der neue Kaufhaus-Konzern mit fast 200 Filialen und 34.000 Beschäftigten soll künftig unter dem Namen "Galeria Karstadt Kaufhof" firmieren. Wenig später zieht sich HBC komplett zurück. Das Sagen hat nun allein René Benko.

2020: Corona-Krise führt zur Insolvenz

Gleich zu Beginn der Corona-Pandemie beantragt Galeria Karstadt Kaufhof Staatshilfen - muss aber dennoch schon im April Konkurs anmelden. Die Kette will sich in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren sanieren. Gläubiger verzichten im Insolvenzverfahren auf offene Forderungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro, 40 weitere Häuser müssen schließen, Tausende Galeria-Beschäftigte verlieren ihre Jobs.

2021: Staat hilft mit Millionenkrediten

Ein Mann geht an einem Schaufenster, das durch ein Rolltor abgesperrt ist, in der Duisburger Innenstadt vorbei

Verödete Innenstädte in der Pandemie

Insgesamt genehmigt die Bundesregierung dem Konzern in der Pandemie Notkredite in Höhe von rund 680 Millionen Euro. Dennoch treffen die Corona-bedingten Umsatzeinbrüche den Konzern nach der Dauerkrise besonders hart.

2022: Erneute Insolvenz von Galeria

Der Niedergang von Galeria ist offenbar nicht aufzuhalten. Im Oktober meldet der Konzern erneut Insolvenz an. In der Folge verzichten Gläubiger schon wieder auf offene Milliarden-Forderungen, zusätzlich wird die Schließung von 41 weiteren Filialen vereinbart. 4.000 der verbliebenen 17.000 Beschäftigten müssen gehen.

2023: Benkos Signa Gruppe ist zahlungsunfähig

Beim Galeria-Eigentümer Signa spitzt sich die Lage zu. Vor allem durch steigende Zinsen und sinkende Immobilienpreise gerät René Benkos Gruppe in finanzielle Schieflage. Im November muss die Signa Holding ihre Zahlungsunfähigkeit erklären.

2024: Insolvenz für Galeria angemeldet

Zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre muss die Galeria-Kette im April einen Insolvenzantrag einreichen. Aktuell betreibt die Warenhauskette noch 92 Filialen. Wie viele es künftig sein werden, ist noch offen. Nur eins ist klar: Viele der insgesamt 12.800 Beschäftigten werden wohl gehen müssen.

Galeria-Kaufhof-Pleite: Was passiert in unseren Innenstädten?

Aktuelle Stunde 09.01.2024 02:30 Min. UT Verfügbar bis 09.01.2026 WDR Von Martina Koch

Quellen

  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
  • Agence France-Presse (AFP)
  • tagesschau.de
  • Galeria-Pressestelle

Weitere Themen