Portrait von René Benko

René Benko: Der Zocker und die Politik

Stand: 04.01.2024, 09:02 Uhr

Die Pleite schlug in Deutschland ein wie eine Bombe. Der Zusammenbruch der SIGNA-Gruppe des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko könnte auch hierzulande Milliardenschäden nach sich ziehen: Hunderte Millionen Euro an Krediten deutscher Banken sind in Gefahr. Dutzende Großbaustellen in prominenten Lagen deutscher Städte stehen still. Galeria Karstadt Kaufhof muss eine dritte Insolvenz befürchten; die knapp 700 Millionen Euro Steuergelder, die vom sogenannten Wirtschaftsstabilisierungsfonds an den Warenhauskonzern flossen, wird man wohl auch abschreiben müssen. Wie nur konnte ein ehrgeiziger Aufsteiger ohne Schulabschluss Banker, Investoren und nicht zuletzt die Politik derart hinters Licht führen? Warum schaute niemand von ihnen hinter die Fassade der glänzenden Erfolgsstory, die offenbar auf hochriskanten Geschäften mit größtenteils geliehenem Geld basierte?

Großes Gebäude mit Kränen

SIGNA-Großbaustelle Hamburger Elbtower

Die Story-Autoren Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann haben bereits vor drei Jahren auf die dubiosen Geschäfte des René Benko aufmerksam gemacht und begonnen, dessen undurchsichtiges Unternehmenskonstrukt zu durchleuchten. Über längere Zeit hinweg nicht mehr veröffentlichte Firmenbilanzen nährten den Verdacht, Benko verhindere ganz bewusst Einblicke in die tatsächliche Finanzkraft seines Imperiums. Hinzu kamen kaum nachvollziehbare Milliarden-Transaktionen u.a. über Stiftungen in Liechtenstein und Österreich und dubiose Geschäftspartner im In- und Ausland. Und hinter allem ein politisches Netzwerk, ein Beziehungsgeflecht aus Günstlingen und Profiteuren, dessen Verästelungen nun auch in Deutschland sichtbar werden.

SIGNA-Großbaustelle

Das Düsseldorfer Carsch-Haus: Baustopp in bester Innenstadtlage

Für Großprojekte wie den Hamburger Elbtower, Mega-Projekte in Berlin und München und nicht zuletzt seinen maroden Galeria Karstadt Kaufhof-Konzern hatte Benko auch in Deutschland ein feines Netz von Lobbyisten und Strippenziehern gesponnen, mit Verbindungen bis in die höchsten Etagen der deutschen Politik reicht: So waren u.a. die PR-Agenturen des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust und die von Ex-Außenminister Joschka Fischer für Benko im Einsatz, in Österreich stellten die ehemaligen Bundeskanzler Gusenbauer und Kurz insgesamt fast zehn Millionen Euro Beratungsleistungen in Rechnung. Gusenbauer, ein langjähriger Bekannter von Bundeskanzler Olaf Scholz, soll die Gewährung der 700 Millionen Euro Staatshilfen für Galeria Karstadt Kaufhof zugunsten Benkos beeinflusst haben. Politische Einflussnahme gegen Geld? Ein schwerwiegender Verdacht, dem die Autoren in ihrer dritten Dokumentation über René Benko nachgehen.

Ein Film von Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann
Redaktion: Gudrun Wolter (WDR), Gabi Bauer (NDR)