Hautkrebs-Fälle steigen: Jetzt beginnt die Sonnencreme-Zeit

Stand: 19.05.2023, 15:26 Uhr

In der Sonne das Eincremen vergessen? Kann schon mal passieren, mag man denken. Doch die Haut verzeiht das, so heißt es, nie. Und tatsächlich steigen die Hautkrebs-Fälle rasant.

Von Claudia Wiggenbröker

Am Wochenende dürften warme Temperaturen viele Menschen aus NRW ins Freie locken. Samstag werden es laut den WDR-Wetterexperten bis zu 20 Grad, am Sonntag sogar bis zu 25. Und auch wenn sich die Sonne hier und da hinter Wolken verbirgt: Sie strahlt trotzdem.

Das hat auch Auswirkungen auf unsere Haut. Seit den 1970er Jahren hat sich die Zahl der Fälle von schwarzem Hautkrebs verfünffacht. Das hat das Robert Koch-Instiut ermittelt.

Warum sind die Hautkrebs-Zahlen so stark gestiegen?

Der Klimawandel hat auch hier Auswirkungen auf unsere Gesundheit - denn die Sonne scheint vermehrt. Und mit der zunehmenden Sonnenscheindauer wächst die Belastung durch UV-Strahlung. Diese wiederum gilt als Hauptursache von Hautkrebs.

"Bei den vom Klimawandel verursachten Veränderungen ist aus dermatologischer Sicht die Belastung durch UV-Strahlen besonders wichtig", sagt Mark Berneburg. Er ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie und Dermatologe am Universitätsklinikum Regensburg. "Denn die damit einhergehenden Risiken für Hautkrebs werden von der Bevölkerung noch immer unterschätzt", so Berneburg in einer Mitteilung.

Gerade der sogenannte schwarze Hautkrebs kann gefährlich werden. Die Krebszellen können sich meist rascher über Blut- und Lymphgefäße im Körper ausbreiten und bilden daher häufiger Metastasen als heller Hautkrebs. Schwarzer Hautkrebs ist daher für die meisten Hautkrebs-Todesfälle verantwortlich.

Ein paar Hautkrebs-Fakten

  • In Deutschland erkranken laut der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft insgesamt 275.000 Menschen pro Jahr an Hautkrebs.
  • Hautkrebs ist damit die häufigste Krebserkrankung in Deutschland.
  • Rund 40.000 Fälle entfallen auf den schwarzen Hautkrebs.
  • Laut dem Statistischen Bundesamt führte Hautkrebs 2020 zu doppelt so vielen Todesfällen wie noch im Jahr 2000.
  • Jährlich sterben laut Bundesamt für Strahlenschutz rund 4.000 Menschen an Hautkrebs.
  • Verstärkt tritt Hautkrebs bei Menschen ab 50 Jahren auf.

Die Zahl der Krankenhaus-Behandlungen ist in den letzten Jahren ebenfalls stark gestiegen.

Dass die Zahlen in der Statistik von 2019 auf 2020 etwas gesunken sind, könnte an Corona liegen. Allein im ersten Halbjahr 2020 wurden, so schätzte es die deutsche Krebshilfe, 10.000 OPs verschoben. Der AOK-Bundesverband teilte mit, dass auch Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs während der Corona-Krise weniger in Anspruch genommen wurden. Bei der Hautkrebsvorsorge sei die Teilnahmezahl der gesetzlich Versicherten um knapp 20 Prozent gesunken. Verglichen wurden das erste Quartal 2022 und das erste Quartal 2019.

Auch Kinder können erkranken

Auch wenn Hautkrebs verstärkt im Alter auftritt, können Kinder trotzdem daran erkranken. Obwohl Studien nahelegen, dass dies selten ist und die Überlebenschancen gut stehen, ist regelmäßiges Eincremen und Schutzkleidung natürlich trotzdem wichtig.

Die Unfallkasse NRW empfiehlt daher auch, dass Eltern ihre Kinder vor dem Kita-Besuch eincremen sollen. "In der Kindertageseinrichtung sollten die Kinder vom pädagogischen Personal nachgecremt werden, wobei im Laufe der Zeit die Eigenständigkeit der Kinder gefördert werden sollte", so die Unfallkasse. Sie hat die Aufgabe, für den präventiven Gesundheitsschutz in NRW am Arbeitsplatz, in der Schule und in der Kita zu sorgen.

Hautkrebs teils auch berufsbedingt

Eine der Gruppen, die es besonders zu schützen gilt, sind Menschen, die berufsbedingt im Freien arbeiten. Seit 2015 sind einzelne Hautkrebs-Formen sogar als Berufskrankheit anerkannt und können entschädigt werden. Laut einer aktuellen Studie der Uni Erlangen, die im Mai erschienen ist, schützen sich dabei nicht alle Beschäftigten ausreichend. Die Forschenden haben Arbeitende befragt, die mindestens zwei Stunden täglich im Freien waren - beispielsweise auf Baustellen, in Kindertagesstätten, bei der Polizei, der Müllabfuhr oder Post- und Paketdiensten.

Dabei stellte das Forschenden-Team fest, dass nur rund 38 Prozent aller Teilnehmenden Sonnenschutz fürs Gesicht verwendeten. Frauen häufiger als Männer. Die männlichen Befragten trugen dagegen eher Sonnenschutzkleidung, darunter etwa Kopfbedeckungen und Hemden, die die Schultern bedecken.

Maßnahmen für Sonnenschutz: Kleidung und Zelte

"Unsere Studie hat gezeigt, dass beim Sonnenschutz für Beschäftigte, die im Freien arbeiten, noch viel Luft nach oben besteht, vor allem in Bezug auf die Verwendung von Kopfbedeckungen, Sonnenbrillen und Sonnenschutzmitteln", sagt Katharina Diehl von der Uni Erlangen. Insbesondere Männer müssten stärker sensibilisiert werden, Sonnenschutzmittel zu verwenden.

Auch Arbeitgeber müssten sensibel mit dem Thema umgehen. So hätte ein Drittel der Befragten angegeben, dass sie in ihrer Arbeitszeit selten oder nie Schattenplätze aufsuchen könnten. Hier könnten Betriebe beispielsweise mit Sonnenschutz-Zelten Abhilfe schaffen. Zudem können sie Sonnenschutzkleidung und -mittel an Beschäftigte verteilen.

Dermatologe empfiehlt: UV-Index nachsehen

Mark Berneburg von der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie empfiehlt, dass Menschen auf Infos vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zurückgreifen sollten. Dort könne man herausfinden, welche UV-Belastungen am Tag zu erwarten sind. "Je höher der UV-Index ist, desto schneller entsteht auf ungeschützter Haut ein Sonnenbrand und um so mehr muss man sich schützen."

Selbst im Herbst und Winter kann Sonnencreme noch sinnvoll sein. Dann besteht zwar keine Sonnenbrand-Gefahr, dennoch kann die Strahlung dazu führen, dass die Haut schneller altert. Selbst, wenn Wolken die Sonne verdecken. Allerdings: Ältere Sonnencreme sollte nicht verwendet werden - zumindest, wenn auf der Liste der Inhaltsstoffe Octocrylene stehen. Sie stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, so die Verbraucherzentrale NRW.

Dieses Element beinhaltet Daten von Instagram. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Nicht nur auf Hautkrebs-Screening verlassen

Dermatologe Berneburg empfiehlt auch die regelmäßige Selbstuntersuchung der Haut. Und: die Hautkrebsfrüherkennungs-Untersuchung. Sie wird für Versicherte ab 35 Jahren alle zwei Jahre von den Krankenkassen übernommen. Bislang hat nur Deutschland ein solches nationales Hautkrebsscreening-Programm eingeführt.

Denn bisher gibt es keine wissenschaftliche Evidenz dafür, dass das Screening die Zahl der tödlichen Hautkrebs-Erkrankungen tatsächlich senkt. Nichtsdestotrotz bekräftigen Fachleute: Das Screening kann in Einzelfällen helfen, Hautkrebs frühzeitig zu erkennen. Insbesondere Risikogruppen - wie eben Menschen, die viel im Freien arbeiten - sollten daran teilnehmen. Sie sollten sich nur nicht allein auf dieses Screening verlassen.

Dieses Element beinhaltet Daten von Instagram. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 19.05.2023 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.

Weitere Themen