Gottschalk geht: eine Fernsehära endet

WDR aktuell 26.11.2023 Verfügbar bis 26.11.2025 WDR Von Stefan Wittke

Wetten, dass... Sie sich daran erinnern?

Stand: 26.11.2023, 10:40 Uhr

Geschickte Baggerfahrer, entblößte Popstars und ein hallodrischer Moderator: Thomas Gottschalk hat endgültig mit "Wetten, dass...?" aufgehört und somit ein samstagabendliches Kapitel deutscher TV-Geschichte beendet.

Es ist zwar schon das dritte Mal, dass Thomas Gottschalk seinen Abschied von "Wetten dass...?" verkündete. Doch diesmal sollte es endgültig sein. Die Sendung am Samstag (25.11.2023), so Gottschalk, soll die letzte mit ihm als Moderator gewesen sein. Ob es danach mit "Wetten, dass...?" weitergeht? Wer weiß?

Die größten "Wetten, dass...?"-Momente

Wetten, Weltstars, gute Laune: In über 40 Jahren hat "Wetten, dass...?" die deutsche TV-Landschaft geprägt. Und für Lagerfeuer-Momente gesorgt, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.

Fernsehmoderator Thomas Gottschalk während letzten ZDF - Fernsehshow Wetten , dass...?

Sein vermutlich endgültiger Abschied von "Wetten, dass..?" - standesgemäß wird Thomas Gottschalk mit dem Bagger aus der Halle gefahren.

Sein vermutlich endgültiger Abschied von "Wetten, dass..?" - standesgemäß wird Thomas Gottschalk mit dem Bagger aus der Halle gefahren.

Er war nicht der erste "Wetten dass...?"-Moderator, aber der dienstälteste: Thomas Gottschalk führte mit Unterbrechungen von 1987 bis 2023 ganze 151 Mal durch die ZDF-Show. Nun ist er endgültig abgetreten, die Ausgabe am 25.11. sollte seine letzte sein. Fest steht: "Wetten dass...?" hat über mehrere Jahrzehnte die "Generation Glotze" bewegt und für TV-Momente gesorgt, an die man sich auch heute noch erinnert.

Da wären zum einen die Wetten zu nennen, bei denen oft mit großen Geräten Filigranarbeit geleistet wurde. Eines der ersten Spektakel in dieser Richtung gab es 1981 in Hagen, als ein Kandidat es schaffte, einen acht Tonnen schweren Lkw auf vier Biergläsern abzustellen.

Oft sah es bei "Wetten dass...?" aus wie auf einer Großbaustelle: Lkw, Gabelstapler, und natürlich die fast schon obligatorische Baggerwette. Bei Gottschalk lernten die Zuschauer, was man mit diesen faszinierenden Geräten alles anstellen kann: Basketball spielen, Frisbees fangen, Wäsche aufhängen oder - wie hier - einen 15 Meter hohen Turm hochklettern.

Doch auch körperliche Kraft war bei den Wetten gerne gefragt. Ein Kandidat bließ so lange Wärmflaschen auf, bis sie platzten. Und 1993 zerriss Franz Bierbaum in zweieinhalb Minuten 50 Telefonbücher - jedes von ihnen war über 1.000 Seiten dick.

Und dann gab es natürlich auch noch die Quatsch-Wetten. Lieder, die an zuckenden Brustmuskeln erkannt wurden. Fliegen, die mit dem Mund gefangen wurden. Nicht zu vergessen: Die fliegenden Gummi-Saugglocken (im Volksmund auch "Pömpel" genannt), die mit so viel Schmackes und Technik auf nackte Rücken geworfen wurden, dass sie sich dort festsaugten.

Was für ein Skandal! 1988 wollte Bernd Fritz die Farbe von Buntstiften allein am Geschmack erkennen. Doch nach der gewonnenen Wette kam das Geständnis: Fritz hatte geschummelt und einfach den Sichtschutz verschoben, um die Stifte mit bloßem Auge zu erkennen. Er entpuppte sich als Redakteur der Satire-Zeitschrift "Titanic", die danach eine Rekordauflage verkaufte.

Doch die Wetten waren nicht alles. Denn da waren ja noch die Gäste, die in der Sendung auftraten. Michael Jackson, Paul McCartney, Madonna oder Tina Turner - die Weltstars gaben sich bei "Wetten dass...?" die Klinke in die Hand. Auch wenn sich etwa Tom Hanks hinterher belustigt bis ungläubig über das bisweilen absurde Treiben auf deutschen Showbühnen zeigte: Am Ende kamen sie dann doch alle gerne zu Gottschalk. Vor allem, wenn ein neuer Film oder eine neue Platte zu bewerben war.

Das gilt auch für Cher, die 1987 in Leder und Strapsen auftrat und am Montagmorgen für ordentlich Gesprächsstoff auf den Schulhöfen und in den Büros der Republik sorgte. Übrigens: Bei der Abschiedssendung am 25.11. war Cher wieder zu Gast.

Ob Cher mit ihrem freizügigen Outfit die Inspiration für Sarah Connor lieferte, die 2002 in die Sendung kam? Fakt ist: Auch Connors Kleid wurde im Anschluss heiß diskutiert und sorgte für jede Menge Zuschauerbeschwerden. Gewagt oder billig? Gewollt oder aus Versehen? Connor sorgte auf jeden Fall für einen weiteren "Wetten dass..."-Moment, den man nicht so schnell vergisst.

Manchmal benahmen sich die Gäste der Sendung allerdings auch etwas daneben. Der Countrysänger Johnny Cash zum Beispiel war bei seinem Auftritt sichtlich derangiert und hatte offenbar einen unguten Cocktail aus Alkohol und Pillen intus. Götz George glänzte mit extrem schlechter Laune und nannte Gottschalk einen "Oberlehrer". Und Hollywood-Star Mickey Rourke (2.v.r) wollte partout die Sonnenbrille nicht abnehmen, zündete sich auf dem Sofa eine Kippe an, legte die Füße auf den Tisch und trieb mit mehreren nicht jugendfreien Formulierungen den Simultandolmetscher zur Verzweiflung.

Die Lagerfeuer-Momente, als sich wirklich die halbe Nation vor dem TV-Gerät versammelte, sind zwar schon etwas länger her. Dennoch war "Wetten dass...?" eine Institution, die Gottschalk als Moderator bestimmt noch lange weitergemacht hätte. Doch 2010 gab es einen schlimmen Unfall während der Sendung: Samuel Koch verletzte sich bei einer Wette, als er über ein fahrendes Auto sprang, und ist seitdem vom Hals abwärts gelähmt.

Für Gottschalk lag seitdem "ein Schatten über der Sendung". Er hörte 2011 auf und übergab an Markus Lanz. 2021 kehrte er zwar zurück, doch nun soll wirklich Schluss sein - zumindest mit Gottschalk als Moderator. Ob die Sendung eine Zukunft ohne ihn hat, will das ZDF "zu gegebener Zeit" entscheiden. Vielleicht wäre das ja ein guter Anlass, mal wieder den TED herauszukramen und die Zuschauer zu befragen...

Erfunden wurde die Sendung von Frank Elstner, der sie auch von 1981 bis 1987 moderierte. "Wetten dass...?" war direkt äußerst erfolgreich und galt schnell als Paradebeispiel für die große Samstagabendshow. Von der Oma bis zum Grundschüler hatten sich alle vor dem Fernseher versammelt, und nicht umsonst sprach man damals vom "TV-Lagerfeuer", um das sich die Nation versammelte. Ende der 1980er Jahre, als Gottschalk die Sendung übernommen hatte, schalteten im Schnitt über 20 Millionen Zuschauer in Deutschland ein. Ein Wert, den heute allenfalls ein WM-Finale schafft.

Von diesen Zahlen ist "Wetten, dass...?" inzwischen zwar weit entfernt. Angesichts von Internet, sozialen Medien und einer Vielzahl an alternativen Angeboten ist das "Lagerfeuer" längst zu einem Lodern und Züngeln heruntergebrannt. Doch der nun verkündete Gottschalk-Abschied und das Bedürfnis nach Nostalgie und der "guten, alten Zeit" haben am Samstag dafür gesorgt, dass noch einmal alle zusammenkamen: Gottschalk, die Stars, die Baggerfahrer - und auch rund zwölf Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen.

Quellen

  • ZDF
  • Nachrichtenagentur dpa